Früher haben wir als Grossmacht die Welt kolonisiert, nun erforschen wir die Ozeane und realiseren Naturschutzprojekte. Aus konfrontativ wird friedlich bis kooperativ – Endeavor: Die Tiefsee wartet auf uns.
Die Herbstneuheit 2024 von Frosted Games bringt in seiner Deluxe-Version knappe 2500 Gramm auf meine Küchenwaage, ist spielerisch hingegen eher ein Mittelgewicht. Wer sich gut 15 Jahre zurück erinnern kann, der hat damals wie ich ebenso auch Magister Navis gespielt. Wir kolonisierten als Grossmacht die Welt und konnten nebenbei die Sklaverei erlauben oder abschaffen. Dort ging es recht konfrontativ zu. So schnappten wir uns gegenseitig die besten Landmarken weg und gönnten uns anstatt den Mitspielern die Verbindungs-Bonusplättchen, die durchaus den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage ausmachen konnten.
In der aktuellen und runderneuerten Version ist das alles anders und besonders friedlicher. Denn wir werden eher gemeinsam belohnt und auch die lieben Mitspieler können manchesmal von unseren Aktionen profitieren. Gönnen können. Und wer noch eine Stufe lieber und netter spielen mag, der wählt direkt die kooperativen Variante. Alles möglich, denn in der Spielepackung steckt viel drin. In der Deluxe-Version noch mehr – bedruckte Holzkomponenten, Sortierhilfen aus Zuckerrohr-Plastik und drei Mini-Erweiterungen mit Holz-Delfine, sowie alle benötigten Komponenten für einen potentiell fünften Spieler.
Wer den Grundmechanismus von Magister Navis noch kennt, der wird schnell ins Spiel kommen. Vieles ist gleich, der Spielplan allerdings modular und für die Abwechslung gibt es acht Szenarien, die den Spielverlauf zusätzlich verändern. Zudem können wir unsere Experten (früher waren das Gebäude wie Werft oder Bank) verbessern, um unsere Strategie noch intensiver auszuformen. Sieht alles gut aus, vom Umfang wie auch Material.
Zwei erste Kritikpunkte habe ich dennoch anzumerken: Den Illustrationen der Experten fehlt es ein wenig an Ausleuchtung, so dass die Details im Farbmix leicht versumpft sind. Und an den wenigen Stellen, in denen im Spiel geschriebener Text vorkommt, wie auf dem Szenarioplan, den Karten sowie dem doppelseitigem Beiblatt voller Erklärungen, könnte dieser für mich ein wenig grösser und damit augenfreundlicher gedruckt sein. Gutes Licht und gute Augen oder die bewährte Lesebrille helfen hier oder ist sowieso Euer ständiger Begleiter.
Entscheidend ist neben aller guten Optik und Haptik und erdachter Variation allerdings der Spielspass. Ob und wie viel davon in meinen Runden aufgekommen ist und ich im Gegenzug mein altes Magister Navis, das noch Endeavor heisst, in Brettspielrente schicken kann, das wird einer der kommenden Brettspieltage zeigen. Die Ausgepackt-Anzeichen dafür sehen allerdings positiv aus.