756 – so viele Spiele-Neuheiten versammelt in nur einer Messehalle. Dicht an dicht und Tisch an Tischreihen. Zeitlich begrenzt verfügbar und nur einem ebenso eingeschränkten Personenkreis zugänglich gemacht. Das nennt sich Neuheitenshow.
Stellt Euch eine komplette Spielemesse komprimiert auf eine einzige Messehalle vor. Dort stehen endlos lange Tischreihen und darauf Neuheit an Neuheit drapiert. Jedes Spiel buhlt dabei um die Aufmerksamkeit der eingeladenen Pressevertreter, denn weder können die wirklich alles erfassen, noch über jede Neuheit berichten.
Scheinbar ringen dort maskierte Wrestlingkämpfer, aber bei genauerer Betrachtung spielen die nur das neue UNO Show ‚Em No Mercy. Eine antike Badewanne wird zur thematischen Spielfläche des Auslegespiels Duck & Cover. Eine sexy Schneewitchen hat Rotkäpchen und den nicht ganz so bösen Wolf mitgebracht, um die Amigo-Neuheit 3 Chapters kostümiert in Szene zu setzen. An den Tischreihen steht zudem ein Mann mit grünen Haaren und ist längst selbst ein legendäres Markenzeichen geworden, zumindest begrenzt auf die wenigen Tage im Jahr, die sich SPIEL Essen nennen.
Manche Spiele sprechen allerdings auch für sich selbst und bieten aufgrund ihrer Optik und Ausstattung eine enorme Tischpräsenz, ohne dass es weiteres Drumherum bräuchte. Dabei sind die Neuheiten an sich gar nicht die Besonderheit einer SPIEL Essen Neuheitenshow, sondern die erlebbare Dichte an Autoren, Redakteuren und Verlagsmitarbeitern, die hier jede noch so dumm gestellte Frage (von mir) geduldig beantworten und denen ich meine anzusehen, dass die für ihre Arbeit brennen.
Selten anderswo kann man wohl so viel geballtes Interesse und fachliches Feedback erhalten, stelle ich mir zumindest so vor, denn ich stehe ja als einer dieser Presseleute auf der anderen Seite der gemeinsamen Leidenschaft, um über ganz viele Neuheiten in möglichst kurzer Zeit zu erfahren und darüber berichten zu können. Und genau dafür ist die Neuheitenshow ideal – kurze Wegstrecken und geballt konzentrierte Neuheiten an einem Fleck.
Nach nur wenigen Stunden ist dieses besondere Spektakel allerdings schon wieder vorbei. Kurz vor Mittag nach der Pressekonferenz und der Verleihung des DSP (Deutscher Spielepreis) wurden die Türen zur Halle 8 geöffnet und gut fünf Stunden später war dann auch Schluss. Schliesslich wird die Messehalle ab Donnerstagmorgen für die erwarteten Besuchermassen als Wartebereich auf den Einlass benötigt und später am Tag als trubeliger Umschlagplatz der BGG No-Shipping-Auction.
Ich selbst hatte um halb vier alles gesehen, was ich so sehen wollte und konnte – Reizüberflutung pur – und eigentlich schon viel zu viele Interviews geführt, die noch aufbereitet werden wollen. Bis dahin klickt Euch einfach durch die Impressionen der Neuheitenshow, die eben nicht Teil dieser kommenden Interview-Reihe sind. Es gibt genügend zu entdecken. Und wenn Ihr genau hinschaut, entdeckt Ihr auch dieses ganz besondere Funkeln in den Augen der Anwesenden.
Ach ja, um Euch direkt eine oft geäusserte Illusion zu nehmen: Anspielen oder selbst austesten kann man auf so einer Neuheitenshow gar nichts. Oft sind die Spiele nur rudimentär aufgebaut und stattdessen auf Präsentationsfähigkeit optimiert. Die Informationsvermittlung steht hier im Vordergrund. Das eigentliche Spielen, um Euch vom Spielendruck berichten zu können, findet dann woanders statt – an den Messetagen selbst oder mit Hilfe von Rezensionsexemplaren als notwendige Arbeitsmittel fernab der Messe.