Das als analoge Schnippspiel-Konsole beworbene magnetische Geschicklichkeitsspiel will eigen sein. Auf der SPIEL Essen 2024 konnte ich Skitter anspielen, mich entspannt mit den Machern Ingo Wöhle und Alexander Morgenstern unterhalten und wage nun meinen ganz eigenen Vergleich zu Klask, Weykick, Crokinole & Co.
Mehr als drei Jahre Entwicklungszeit steckt in Skitter. Wer in den letzten Jahren auf diversen Spielemessen unterwegs war, konnte den Fortschritt der selbst gebastelten Prototypen sehen. Material, Verarbeitung, Oberfläche und besonders die Punkteleiste haben sich verändert. Vom Prototypen zum extern produzierten und verkaufsfähigen Produkt. Einzig was fehlte, war die Verfügbarkeit.
Damals hieß es noch, dass ein Verkaufspreis von unter 100 Euro angestrebt wird. Der wurde schließlich auch eingehalten, zumindest für die ersten Vorbesteller der Erstauflage. Für 99,99 Euro Aktionspreis inklusive Versand konnte man sich endlich sein eigenes Skitter nach Hause holen. Mit ein wenig Geduld, denn die Lieferung ist für Anfang 2025 angepeilt.
Somit sind alle hier von mir niedergeschriebenen Erfahrungen unter Messe-Bedingungen erlebt und damit mit etwas Vorsicht zu lesen. Denn am Stand von Skitter war immer was los. Das magnetische Geschicklichkeitsspiel zog die Aufmerksamkeit auf sich. So habe ich es auf der Berlin Brettspiel Con, der SPIEL DOCH! in Dortmund und auf der SPIEL Essen gesehen, mich vorab informiert und endlich dieses Jahr in Essen auch angespielt.
Die Skitter-Macher versprühen ein sympathisches Underdog-Image. Da habe ich das Herzblut und die Leidenschaft für ihr Projekt gespürt. Erinnerte mich ein wenig an Fritz-Cola – mag irgendwie jeder vom Image und man möchte, dass es einem besser schmeckt als die große Konkurrenz. Und diese Konkurrenz muss sich Skitter im Genre der großformatigen Geschicklichkeitsspiel aus Holz ebenso stellen. Ob es da fernab der Messe-Euphorie bestehen kann, wird sich schlicht zeigen müssen. Mir hat es gefallen und deshalb habe ich es auch vorbestellt.
Ich versuche mich mal daran, den Vergleich zu den bekannten und etablierten Konkurrenten zu ziehen. Hoffentlich wird am Ende klar, was die Besonderheiten von Skitter sind und wo es sich abheben und punkten kann – wo es eigen ist. Denn wer braucht schon ein drittes Schnippspiel, wenn die verfügbare Spielzeit eh begrenzt ist.
Und genau da lohnt es sich, einen Detailblick zu wagen. Skitter ist eben kein Schnippspiel wie Carrom oder Crokinole. Stattdessen werden die farbigen Metallscheiben mit Loch in der Mitte impulsartig geschoben. Der Finger greift dabei in das Loch der Scheibe. Einfach erklärt und ebenso einfach gemacht. Die ersten Erfolgserlebnisse stellten sich bei mir schneller als noch bei Crokinole ein. Aber auch hier will das Muskelgedächtnis trainiert werden und als Crokinole-Spieler musste ich mich umstellen und auf die ganz eigene Skitter-Bewegung erst einmal einlassen. Skitter habe ich als anfängerfreundlicher empfunden.
Wie bei Crokinole wird abwechselnd gespielt. Im Gegensatz dazu ist das Spielgeschehen bei Weykick, oder noch extremer bei Klask, actionreicher und schneller. Wer es etwas entspannter und taktischer mag und sowieso kein Freund von Hand-Augen-Reaktions-Koordination ist, könnte sich bei Skitter oder eben auch Crokinole besser aufgehoben fühlen.
Im Gegensatz zu Crokinole, bei dem ich meist gezielt die Scheiben meines Mitspielers anvisiere, ziele ich bei Skitter stets auf die Farbfelder im Sektor des Gegners. Während sich meine Anspielziele bei Crokinole somit frei über die komplette Spielfläche verteilen und dementsprechend jeder Spielzug anders ist, bewegt sich Skitter in engere Grenzen.
Es wird stets aus dem eigenen Halbkreis geskittet und das Ziel ist stets eines der drei magnetischen Farbfelder auf der anderen Spielbrettseite. Dort sammeln sich die eigenen Scheiben und sollten nur angedockt statt weggeschossen werden. Eine Herausforderung für sich, aber im Direktvergleich zu Crokinole scheint die Varianz der Spielzüge geringer. Ob das als Nachteil oder gar Vorteil zu werten ist, weil sich schneller Erfolge einstellen, kann ich mit meiner zu geringen Spielerfahrung von einer einzigen Messe-Partie noch nicht beurteilen.
Kommen wir zur Verarbeitungsqualität und da kann Skitter mit seiner langen in der Praxis erprobten Erfahrung der verschiedenen Prototypen punkten. Um den Vergleich zu ziehen: Die anfangs ruckel-zuckelige Spielfläche von Klask hat mir so gar nicht gefallen. Erst wenn ein Klask-Brett intensiv bespielt und die aufgedruckte Lackschicht des Spielenames ausreichend abgeschliffen war, waren die Bewegungen wirklich gleichmäßig. Skitter spielt da in einer anderen Liga. Die Linien sind Teil des Oberflächenmaterials und deshalb ist diese auch spürbar einheitlich glatt.
Wo Klask etwas klapprig wirkt, macht Skitter einen solideren Eindruck auf mich. Zu einem im Schreinerqualität gefertigten Weykick oder Crokinole-Turnierbrett für die Ewigkeit ist es zwar noch ein großer Sprung, aber da sind die Preisklassen auch nicht vergleichbar. Fairerweise sei angemerkt, dass ein Klask auch nur die Hälfte eines Skitter kostet. Somit liegt Skitter von der Verarbeitungsqualität und vom Preis im Mittelfeld. Nach dem Aktionszeitraum rund um die SPIEL Essen 2024 ist der Vorbestellpreis von Skitter auf 119,99 Euro gestiegen.
Skitter soll in einem Karton mit praktischem Tragegriff ausgeliefert werden. Größer und schwerer als Klask, aber nach dem Maßen von 74 x 45,5 cm noch gut zu diversen Spieletreffs transportabel. Wenn ich hingegen mein Weykick oder Crokinole mitnehmen will, ist das schon ein ganz besonderer Akt, so dass die leider allzu oft doch nur zu Hause und damit zu wenig bespielt werden.
Am Ende zählt für mich allerdings der Spielspaß. Klask, Weykick und Crokinole haben sich da in ihrer Nische der großformatigen Geschicklichkeitsspiele aus Holz schon bewiesen und bewährt. Ob Skitter ebenso langfristig Spaß macht und ebenso seine Mitspieler findet, das alles muss das Jahr 2025 zeigen. Ich halte Euch auf dem Laufenden. Bis dahin spreche ich eine vorsichtige Kaufempfehlung aus. Vorsichtig deshalb, weil die 10 Minuten Messe-Spielspaß eindeutig zu wenig waren. Ich rate Euch, Skitter am besten direkt auf eine der kommenden Spielemessen selbst anzuspielen und dann zu entscheiden, ob die analoge Schnippspiel-Konsole Eure Spielesammlung gut ergänzt.
Der Name „analoge Schnippspiel-Konsole“ kommt übrigens daher, dass die Skitter-Macher diverse Spielvarianten erdacht haben. Teils mit Zusatzmaterial wie Karten, wie auf der SPIEL Essen 2024 auf Nachfrage gezeigt. Zusammengefasst sollen diese neuen Ideen in einem Erweiterungspack veröffentlicht werden. Das ist aber alles noch Zukunftsmusik. Erst einmal steht der Marktstart an – Anfang 2025 kann kommen und bei Euch und mir beweisen, wie einzigartig-erfrischend-anders und eigen Skitter wirklich ist.