Das Kartenspiel Skyjo von Alexander Bernhardt ist ein Phänomen für sich. Seit 2015 auf dem Markt und in 13 Sprachen veröffentlicht. Eingängige Regeln und eine gehörige Portion Glück. Aber dennoch mit dem eigenen Anspruch, es in der kommenden Runde besser machen zu können. So folgt Runde auf Runde und Partie auf Partie. Warum eigentlich?

Ergründen wir die Faszination von Skyjo. Das Kartenspiel habe ich vor etlichen Jahren einfach mal irgendwo mitgespielt. Ansonsten hätte ich es wohl nie kennengelernt, denn für einen Kauf schien mir das Kartenspiel viel zu banal. Karten ziehen, anlegen und Karte ablegen. Das alles mit dem Ziel, sein ausliegendes Kartenraster vollständig aufzudecken und in der Summe die wenigsten Punkte zu haben. Hat ein Spieler nach mehreren Runden über 100 Punkte, so endet das Spiel und der mit den wenigsten Punkten hat gewonnen. So weit, so gut und so unvollständig.

Denn zwei Kniffe machen das Spiel besonders und damit auch nicht mehr banal: Drei gleiche Karten in einer ausliegenden Spalte werden abgeworfen und zählen somit keine Punkte mehr. Das ist wirklich gut, wenn ich 3x eine 10 abwerfen kann. Das ist denkbar blöd, wenn ich 3x eine -2 abwerfen muss. Wer eine Runde beendet und nicht die kleinste Punktesumme im Vergleich zu seinen Mitspielern erreicht hat, der bekommt die doppelte Punktzahl aufgeschrieben. Einfach nur schnell eine Runde beenden, um die lieben Mitspieler unter Druck zu setzen, das funktioniert so nicht.

Ok, wir haben einfachste Regeln, die schnell verinnerlicht sind und auch die Chance bieten, Nichtspieler schnell ins Spielgeschehen einzubinden. Zudem ist es immer eine große Freude der Mitspieler, wenn man eine gezogene 3er-Karte gegen seine verdeckte Auslage austauscht, nur um dann eine -1 abwerfen zu müssen. Eine -1, die allzu gerne vom folgenden Spieler aufgenommen wird, um damit seine verdeckt liegende -2 dem nächsten Spieler zu überlassen. Alles schon erlebt, so unwahrscheinlich das auch alles scheint.

Wir haben also fortwährend Glücksmomente, gepaart mit Überraschungsmomenten. Nicht nur das. Wir sind ebenso an den anderen Kartenauslagen interessiert. Denn wir selbst sollten das Rundenende nur forcieren, wenn wir im Direktvergleich weniger Punkte machen. Und da kann eine niedrig scheinende +6 in Summe schon viel zu viel sein, wenn bei einem Mitspieler viele Minuskarten oder Nullen ausliegen und die zwei noch verdeckten Karten locker weniger Punkte ergeben könnten. Wagen oder lieber noch weiter die eigene Kartenauslage optimieren? Damit kennen wir die dritte Zutat, die Skyjo so besonders macht: Push your Luck – wie weit sollte man sein Glück herausfordern?

Kann man Skyjo nun überhaupt taktisch spielen? Ja, zumindest taktischer als einfach nur zufällig. Und das könnte schon ausreichen, um erfolgreicher als die Mitspieler zu sein. Diese Steigerung habe ich in meiner letzten Spielpartie selbst erlebt. So habe ich keine Karte mehr achtlos abgeworfen, die mein direkt nachfolgender Mitspieler für passende Spalten gebraucht hätte. Selbst dann nicht, wenn das kurzzeitig meine eigene Auslage verschlechtert hat. Denn eine getilgte Spalte hat den Wert 0 und das ist immer anzustreben – bei sich selbst und bei den Anderen zu verhindern.

Auch schadet es selten bis nicht, wenn man selbst eine hohe Zahl in seine Auslage legt, die auch der Mitspieler direkt vor einem sammelt. Denn wenn der seine Spalte davon voll hat, bekomme ich automatisch genau diesen Zahlenwert, der mir dazu verhelfen kann, diese Spalte ebenso zu tilgen. Wer dann noch ein wenig den Überblick behalten kann, welche Kartenwerte abgeworfen wurden, kann mit der Wahrscheinlichkeit der anderen Zahlen spielen und genau diese bei sich einbauen.

Ob am Spielende wirklich das überlegene Spiel oder doch Glück zum Sieg verholfen hat, wird kaum jemand sagen können. Somit bleibt der Ehrgeiz erhalten, noch eine Revanche-Runde Skyjo folgen zu lassen. Und noch eine. Auch weil man Skyjo so entspannt runterspielen kann, mit so viel Hirnschmalz, wie man gerade einsetzen möchte. Genau deshalb mag ich Skyjo – mag es noch so banal aussehen.

Ein Tipp zum Abschluss: Zwischen jeder Runde solltet Ihr das Kartendeck wirklich gut mischen. Entweder kann das jemand wirklich gut oder Ihr mischt direkt ausgebreitet auf dem Tisch. Das ist immer noch die beste Methode. Ansonsten schustert Ihr Euch durch halbherziges Mischen eine Abfolge von gleichen Kartenwerten zu und wundert Euch später über die Flut der vielen negativen Zahlenwerte. Kein Wunder, bleiben die doch in den Kartenauslagen liegen und bilden beim Abräumen einen Block von Negativwerten, die Ihr nur schwer wieder auseinander mischen könnt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert