Seit 1936 gibt es den Urvater des kapitalistischen Brettspiels in Deutschland. Damals noch unter der Lizenz von Schmidt Spiele, später bei Brohm Spielwaren, dann bei den Parker Brothers und schließlich bei Hasbro. Mindestens eine Version werdet auch Ihr sicher irgendwo bei Euch zu Hause haben. Könnt Ihr ruhig zugeben.

Monopoly ist schon ein Phänomen für sich. So gut wie jeder hat es, aber selten wurde es richtig gespielt. Weil wer hat damals wie heute schon die Regeln von Monopoly gelesen? Die waren ja eh bekannt und von jemanden erklärt, dem die ebenfalls nur erklärt wurden. Passt also schon und hat auch nie jemand daran gezweifelt.

So hat das Spiel seine ganz eigenen Eigenheiten entwickelt, wurde zur Folklore, mündlich weitergetragen innerhalb der Familie und von Freund zu Freund. So unterschiedlich gespielt wurde, was allerdings auch niemand hinterfragt hat, so einig waren sich aber alle (in meinem Umfeld) über „Frei Parken“.

Wer dort landete, der brauchte eine Umrundung des Spielfeldes keinerlei Miete zu bezahlen. Frei parken eben. Sagte ja schon der Wortlaut. Zudem strich man alle Einnahmen ein, die in der Mitte von den Ereignis- und Gemeinschaftsfeldern gesammelt wurden. Ein echtes Glückskind, ja das waren wir.

Selbst ausgestellt Schuldscheine und Kredite gab es ebenso, weil wer wollte schon pleitegehen bei dem Spiel? Teilweise sogar von Spielpartie zu Spielpartie weitergereicht. War das damals schon unser erstes Kampagnen-Spiel, oder wussten wir es halt nicht besser? Egal, Hauptsache es hat Spaß gemacht.

Unter uns echten Vielspielern ist Monopoly hingegen verhasst. Sozusagen das Antispiel. Aber wer hat es jemals wirklich nach der gedruckten Anleitung gespielt und nicht nach seinen kruden Hausregeln? Ich kenne niemanden. Einzig und das war wichtig, das war die originalgetreue Stückelung und Verteilung des Startkapitals von 30.000 DM. Diese Stückelung galt es einzuhalten, stand ja auch direkt auf der ersten Seite der Anleitung.

Weiter haben wir allerdings nie gelesen. Warum auch? Wir wussten doch längst, wie man Monopoly spielt. Selbst wenn so eine Partie ewig dauerte. Gerne einen ganzen verregneten Sonntag lang bis zum Abendessen. Dann wurde es weggepackt, nur um bei nächster Gelegenheit wieder hervorgeholt zu werden. Und Gelegenheiten gab es viele. Viele verschiedene Brettspiele allerdings nicht.

Ob wir jemals zu Ende gespielt haben mit unseren Hausregeln, die damals schlicht unsere Monopoly-Regeln waren? Ich weiß es nicht mehr. Allerdings weiß ich noch ganz genau, dass uns der zweite Platz im Schönheitswettbewerb immer wieder neu ein Grinsen ins Gesicht gezaubert hat und wir uns beim Bankirrtum zu unseren Gunsten immer fragten, ob uns das auch in echt passieren kann.

In dieser Erinnerung habe ich mir ganz fest vorgenommen, Monopoly endlich mal richtig zu spielen. Und vorab auch die komplette Anleitung zu lesen. Das wird bestimmt toll, mindestens wie damals. Ganz bestimmt. Irgendwann … oder auch nie. Eventuell sollte man manche Erinnerungen einfach nur in bester Erinnerung behalten.

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