Als lokale Zivilisations-Gottheit basteln wir an unseren Schöpfungen. Ein Brettspiel-Sandkasten der unbegrenzten Möglichkeiten. Nur wer seine Möglichkeiten zwischen Würfelergebnissen und Handkarten am besten nutzt, der wird nach rund drei Stunden triumphieren können. Gibt es ein Erfolgsrezept für diese Simulation?
Da sitzen wir an unserer Papp-Konsole von Civolution, die sich aufgefaltet vor uns ausbreitet. Die einleitenden Worte aus der Anleitung tönen uns noch im Gedächtnis: „Stellt unter Beweis, dass ihr die Bedienung eurer Konsole beherrscht und euch auf variable Umwelt-Parameter ebenso einstellen könnt wie auf diverse schöpfungs chaotische Gegebenheiten. Die Prüfung endet nach vier Epochen. Wer dann mit der eigenen Zivilisation die meisten Erfolgspunkte erreichen konnte, hat nicht nur die Prüfung bestanden, sondern erhält die Gelegenheit als Vollmitglied der Technischen Schöpfungsakademie in die nächste Instanz aufzusteigen.“ Klingt alles schön und gut, nur wie bitte sollen wir das anstellen?

Drei Köpfe stecken hinter unserer Aufgabe. Stefan Feld hat sich das als Autor ausgedacht. Viktor Kobilke hat es als Redakteur verfeinert. Und Dennis Lohausen hat die Illustrationen dazu umgesetzt. Gut zu wissen, hilft uns aber auch nicht wirklich weiter. Klar, wir könnten direkt an der Quelle nachfragen. Nur wäre das nicht wie schummeln? Wäre es nicht viel schöner, Civolution selbst zu entdecken und sich von Partie zu Partie zu steigern? Oder frustriert in seine Handkarten beißen wollen (wehe, das macht jemand bei meinem Exemplar!), wenn doch mal wieder so gar nichts zusammenpassen will von unseren hochtrabenden Plänen.
Den Spielspaß des Selbstentdeckens will und werde ich Euch nicht nehmen. Stattdessen erzähle ich von meinen Spielerfahrungen und was ich im Laufe von rund 10 Mehrspielerpartien dabei herausgefunden habe. Ob das wirklich die Schlüssel sind, um die 300+ Punkte zu knacken? Entscheidet selbst. Meine Messlatte liegt in einer Viererpartie mit gedrafteten Startkarten bei 285 Punkten. Weiß ich allerdings nur, weil ein Mitspieler den Spielstand mitgeloggt hat für seine BGG-Statistiken. Mir selbst sind Punkte fernab einer Partie eigentlich völlig egal. Ok, streicht den letzten Satz, weil macht sich in einem Bericht über die Highscorejagd dann doch nicht so gut und passend.
Fangen wir mit den Grundlagen an. Könnten wir all unsere Pläne verwirklichen, wir könnten unendlich viele Punkte machen. Zumindest annähernd so viele. Das Epochenende setzt uns da aber erbarmungslos Grenzen. Immer wenn jemand einen Reset-Spielzug durchführt, kommen wir dem Epochenende näher. Klingt erst mal logisch wie banal.
Also sollten wir für die Maximierung unserer Punkte anstreben, dass uns möglichst lange die einsatzbereiten Würfel nicht ausgehen. Zu Spielstart sind das genau sechs Aktivierungswürfel. Das reicht gerade mal für drei Aktionen. Zusätzlich haben wir einen Fokus-Marker, der einen Würfel ersetzt und dann verbraucht ist. Also schnellsten mehr Würfel besorgen, bevor wir das erste Mal einen Reset machen und neu würfeln müssen.

Ideal, wenn wir vorab noch eine Zielplatine erfüllen. Weil dann dürfen wir ein Hauptmodul upgraden und da bietet sich „Errungenschaft“ an. Zwar gibt uns die auf Level 2 auch nur den einen zusätzlichen Aktivierungswürfel, aber wir bekommen zusätzlich einen Schicksalswürfel mit dabei und gegen das Schicksal helfen vor allem mehr Chancen auf gute Zufallsergebnisse. Ich schreibe da aus Erfahrung.
Nur übertreibt es nicht mit den zusätzlichen Aktivierungswürfeln. Denn es stehen davon für die gesamte Spielrunde nur Mitspieleranzahl plus 1 zur Verfügung. Wenn also jeder einen zusätzlichen Aktivierungswürfel nimmt, dann bleibt nur ein Spieler übrig, der den letzten Würfel aus dem Vorrat nehmen kann, bevor Eure Mitspieler sich bei dem bedienen, der die meisten Aktivierungswürfel hat. In die Rolle wollt Ihr nicht gedrängt werden, einen Würfel wieder abgeben zu müssen. Also achtet auf die Spielweise Eurer Mitspieler und werdet nicht zu gierig – zwei weitere Aktivierungswürfel sind aber völlig ok, sofern es nicht alle danach gelüstet.
Und was ist mit den rosa Würfeln im Vorrat? Die Schicksalswürfel wurden in meinen bisherigen Partien bisher nie knapp, auch weil nicht alle Mitspieler das Hauptmodul „Errungenschaft“ upgraden und direkt auch noch einen Schicksalswürfel neben dem Aktivierungswürfel dazu bekommen. Wer auf Level 1 die Wahl hat, nimmt überwiegend keinen Schicksalswürfel.

Um die Aktionen bis zu unserem Rest hinauszuzögern, bieten sich zudem Planungsmarker an. Auch hier sollten wir das Hauptmodul „Planung“ vorab auf Stufe 2 upgraden, um drei statt nur zwei Planungsmarker dort zu bekommen. Idealer Würfelersatz, wenn wir unsere Pläne sowieso nur gehäuft mit ganz bestimmten Augenzahlen erreichen können. Zudem machen wir uns ein wenig vom Zufall frei, was wir denn so neu würfeln.

Aber ganz können wir den Zufall sowieso nicht ausschalten, weshalb wir damit rechnen sollten, teils unpassende Augenzahlen zur Verfügung zu haben. Dann sind wir in der gedanklichen Zwickmühle, ob wir Aktionen machen sollen, nur weil uns die Würfel diese vorgeben. Ungern. Oder besser, wir setzten Ideenmarker ein, um uns nicht spielen zu lassen. Also braucht es einen Nachschub an Ideenmarker. Dazu bietet sich an, zunächst das Hauptmodul „Erkenntnis“ upzugraden, um dann auf Level 2 direkt die doppelte Anzahl an Ideenmarker zu bekommen. Weil sechs klingt besser als nur deren drei.
Schauen wir genauer auf unsere Hauptmodule „Errungenschaft“, „Planung“ und „Erkenntnis“, so fällt uns auf, dass wir die mit den Augenzahlen 5+6 sowie 3+4 und 3+6 aktivieren. Zudem können wir mit dem Hauptmodul „Planung“ eine Zielplatine erfüllen, was die Augenzahlen 3+4 nochmals wichtiger werden lässt. Die 3 und die 6 kommen in allen unseren priorisierten Hauptmodulen vor, also bietet es sich an, genau da unsere ersten Planungsmarker zu platzieren.
Genug zu tun für die ersten Aktionen, um darauf aufbauen zu können. Lasst das erst mal sacken lassen und in der Spielpraxis ausprobieren. In der nächsten Folge unserer kleinen Miniserie „Civolution Highscorejagd“ geht es dann weiter mit dem Fokus auf die Epochenziele und ob beim Aufstieg auf den Fortschrittsleisten die Handkarten wirklich effektiv sind. Bis dahin und bis demnächst – hier auf brettspieltag.de!