Außerhalb der eigenen Griffreichweite, das ist eine unangenehme Situation. Fast erreichbar, aber doch nicht, oder nur mit sportlicher Aktivität am Spieltisch – beugen, dehnen, strecken. So wird eine Revive-Partie zum ungeplanten Workout. Entspannt ist anders.

Das erste Mal ist es mir so richtig bei einer Partie Revive auf einem halboffenen Spieletreff aufgefallen. Dort hatten wir etliche der üblichen Seminarraumtische zur Verfügung und ausreichend Platz. Eigentlich perfekt, denn Revive ist eher anspruchsvoll in Sachen Platzbedürfnis. Neben dem großformatigen Spielbrett hat jeder noch sein persönliches Spieltableau und Stammestableau. Da dort auch noch Handkarten angelegt werden wollen und wir zudem Platz für Kartenauslage, Bürgerinnen-Nachziehstapel, Auslagen für Maschinenplättchen und Slotmodule und diverses Kleinzeugs mehr benötigen, kommt da in Summe einiges zusammen.

Das will alles auf dem Spieltisch untergebracht werden. Für unserer Viererrunde haben wir dann mal eben schnell zwei dieser Tische mit der langen Seite aneinander gestellt. Platz genug. Allerdings ergab sich so eine riesige Tischfläche, bei dem die Mitspieler gegenüber arg weit entfernt saßen. Aber nicht nur die Mitspieler, sondern auch das zentrale Spielbrett in der Mitte war ebenso weit entfernt.

Da wir uns in Revive über das Spielbrett bewegen, um uns mit unseren Stämmen dort auszubreiten und Geländeplättchen aufzudecken, auszurichten und wieder anzulegen, ist das eine Menge an Aktionen, die sich um dieses zentrale Spielbrett drehen. Dazu noch aus diversen Auslagen Plättchen oder Karten aussuchen und nachlegen. Bei dem von uns selbstgewählten Tischkonstrukt war das fast unmöglich.

Genauer formuliert: Es war für mich persönlich unmöglich, meine Spieleraktionen im Sitzen auszuführen. Also kurz aufstehen, über den Tisch beugen, ohne Spielmaterial durcheinander zu wirbeln, um auf und rund um das zentrale Spielbrett agieren zu können. Bequem ist anders und als entspanntes Spiel habe ich das auch nicht empfunden. Eben, weil zu vieles gerade so eben außerhalb der eigenen Griffreichweite entfernt lag – zwar noch irgendwie erreichbar, aber nur mit Verrenkungen.

Das nicht nur einmal, sondern dauernd in meinem Spielzug. Endlose Wiederholungen, die mich schon fast an ein Workout erinnerten. Sportliche Aktivitäten? Gerne, aber nicht zwingend am Spieltisch, wenn ich mich eigentlich auf das Spielgeschehen fokussieren möchte. Wenn ich stattdessen mehr damit beschäftigt bin, mühsam das Spielmaterial zu erreichen, dann passt das für mich nicht zu einem entspannten Spielerlebnis.

Deshalb bevorzuge ich lieber Tische, bei denen ich mich mit meinem Spielmaterial in die Breite ausbreiten kann. Links oder rechts neben dem zentralen Spielplan und nicht davor. Damit die Tiefe der Spielfläche auch nicht ins Unendliche anwachsen braucht. Maximal 100 cm sind da ausreichend, besser noch ein wenig weniger. Mein eigener Spiel- und Esstisch zu Hause hat die Maße von 95 x 200 cm – extra so anfertigen lassen. Eben weil diese 5 cm weniger in der Tiefe für mich perfekt sind, um alles erreichen zu können. Aber auch ausreichend groß, sodass die üblichen Spielmatten von 90 oder 92 cm dort ihren Platz finden können.

Nur können die Mitspieler da nicht helfen, wenn der Tisch zu groß und die eigene Armlänge zu kurz ist? Spielmaterial anreichen lassen oder mal eben bitten, den Marker zu bewegen, das ist doch kein Beinbruch. Dem stimme ich zu, machen wir in meinen Spielrunden auch so, wenn es um Punktemarker geht oder Karten vom Nachziehstapel verteilt werden.

Meinen eigenen Spielzug, den möchte ich gerne selbst ausführen. Da gehört es für mich zum Spiel dazu, dass ich mein Spielmaterial anfasse und nicht gezwungen bin, dauernd meine Mitspieler umständlich zu delegieren – „Nee, den da, bitte zwei nach rechts versetzen. Das andere rechts“. Wenn die zudem in ihre Überlegungen zum eigenen Spielzug vertieft sind, fühlt sich das für mich wie eine Folge von unnötigen Unterbrechungen an.

Da ist ein passgenauer Spieltisch die besser Alternative für ein rundum gutes Spielerlebnis. Übergroß kann hingegen nerven – ob normaler Tisch oder ein Brettspieltisch mit Keller und Reling. Aber Letzteres ist schon wieder eine ganz andere Geschichte.

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