Kaum ein anderes Heavy-Eurogame ist so unterschiedlich von Spielpartie zu Spielpartie. Ein Sandkasten der Möglichkeiten, den ich deshalb immer wieder gerne umgrabe. Was für mich konstant bleibt, ist der ungebrochene Wiederspielreiz. Diesmal war allerdings alles anders und ungewohnt.
Manche Spielpartien laufen einfach seltsam. Allerdings auf die gute Art. So meine letzte Partie Civolution in entspannter Viererrunde. Mit dabei zwei Erstspieler, denen wir ein zufällig gezogenes vorgefertigtes Starterdecks gegeben haben. Klappte für die gut, nachdem die übliche Einstiegshürde umschifft war.
Die restliche Runde inklusive mir hat ihre Startkarten gedraftet. Das war erst das zweite Mal für mich, dass ich überhaupt mit einem selbst zusammengestellten Kartendeck gespielt habe. Das erste Mal war meine persönliche Highscore-Partie, was eigentlich gute Voraussetzungen sein sollten. Also einfach dieses Rekordergebnis wiederholen, warum nicht, was soll da schon schiefgehen? Alles!
Anfangs sah es für mich auch gut aus. So konnte ich in der ersten Epochenwertung direkt 20 Punkte machen und mir damit auch den Startspieler sichern. Bis dahin hatte ich vor allem meine Handkarten ausgespielt. Also krass alles das missachtet, was ich im letzten Civolution-Artikel als empfehlenswerten Einstieg in eine Partie ausgerufen hatte. Mehr Würfel besorgt? Nö. Ideenmarker-Nachschub gesichert? Auch nicht. Planungsmarker ausgebaut? Keine Spur.
Die Antwort nach dem „Warum“ ist allerdings recht einfach zu beantworten: Ich schaffte es schlicht nicht, eine meiner Zielplatinen zu erfüllen, um dann ein Modul-Upgrade durchzuführen. Stattdessen suchte ich mein Glück in den Eigenschaften, weil mein Startdeck mir das Upgrade auf Mutation gegeben hatte und ich eine Hand voller Karten hatte, die ebensolche Eigenschaften verlangten. Zeitgleich bot es sich für mich an, mir endlich mal frühzeitig diese verlockend golden leuchtenden Attributsplatinen zu sichern. Um deren Vorteile möglichst lange nutzen zu können.
Schien ein lukrativer Weg. War es aber nicht. Weil im Laufe der Partie blieb ich nur einer unter drei Spielern, der zwei Attributsplatinen einsammeln konnte. So eine Schwemme von Attributsplatinen in den Spielerkonsolen hatte ich vorab noch nie gesehen. Oftmals gab es Partien, bei der keine einzige dieser Platinen genommen wurde, weil die nötigten Eigenschafts-Voraussetzungen von drei oder vier Marker desselben Typs fehlten – und andere Prioritäten gesetzt wurden.
Aber nicht nur an dieser Stelle war die erlebte Civolution-Partie für mich einmalig. Schon der zufällige Startaufbau der Epochenwertungen lag fern jeglicher Wahrscheinlichkeit. Ein Mitspieler zog blind und ohne Regelwissen vier Wertungen für die Fortschrittsleisten. Also ging es vor allem darum, sofern man sich auf die Epochenwertungen fokussiert, vier der fünf Farbleisten empor zu klettern. Ich selbst versuche immer, sofern halbwegs möglich, zumindest die ersten zwei Epochenwertungen im Fokus zu halten Die x4 und x3 Multiplikatoren lasse ich mir ungern an Siegpunkten entgehen.
Was war am Ende die Folge für mich? Ich habe erneut eine packende und spannende Partie Civolution erlebt. Zwar mit etwas Überlänge, aber keine Minute langweilig. Allerdings nur den Vierten von vier möglichen Plätzen gemacht. Andere nennen so etwas eventuell verächtlich „Letzter“, ich nenne es stattdessen „hat trotzdem Spaß gemacht, selbst wenn nicht alles funktioniert hat, was ich mir vorgenommen habe“. Die nächste Partie kann kommen und dann läuft alles anders – eventuell sogar mit einem besseren Endergebnis für mich.