Leider keine guten Vorzeichen. Der spielmechanische Vorgänger ist weiterhin von mir innig geliebt. Umso höher waren meine Erwartungen. Nur wurden einige Design- und Produktionsentscheidungen getroffen, die das Spiel in ein nicht so gutes Licht stellen. Alles nur subjektive Meinung oder sind meine Kritikpunkte für Euch nachvollziehbar?
Auf der SPIEL 24 habe ich Beyond the Horizon erklärt bekommen und ein paar Runden angespielt am Stand von PD-Verlag. Dort allerdings in der englischsprachigen Version, weil die Produktion der Lokalisation noch nicht abgeschlossen war. Kurz gesagt, war mein Ersteindruck davon arg gemischt bis getrübt. Ich wollte es gerne mögen, weil Beyond the Sun als spielmechanischer Vorgänger eines meiner absoluten Lieblingsspiele ist. Dafür lasse ich mich gerne jederzeit wecken, erkläre es ebenso gerne oder spiele es einfach mit. Deshalb waren meine Erwartungen dementsprechend hoch. Und dieser Erwartungshaltung konnte Beyond the Horizon nicht gerecht werden.
Warum? Beyond the Sun besticht für mich durch sein elegantes Design. Hat eine bewusst zurückgenommene Illustration des Spielbretts, die nicht von den wesentlichen Spielelementen ablenkt. Besitzt eine verständliche Iconografie und setzt ansonsten auf Kurztexte, die ich schnell überblicken kann. Zudem ist das Handling gut durchdacht, weil es passend bedruckte Würfel als sechsseitige Anzeiger verwendet. Und es hat Spielhilfen für jeden Spieler, die den Ablauf und die wirklich relevanten Details erklären.
Im Gegensatz dazu ist mir Beyond the Horizon zu bunt und unruhig auf dem Spielplan. Die Iconografie ist teils unverständlich und passt zumindest bei den Gebäuden nicht zum Spielmaterial. Es werden kleine Pappmarker auf Holzmarker balanciert, die als Einheit bewegt werden sollen und gerne herunterfallen, weil kein Rand gefräst wurde. Die Geldmarker sind winzig und vom Handling ebenso ungenügend im Wortsinne. Die Spielhilfen wurden eingespart und auf die Rückseite der A4-Regel verbannt. Die Spielfiguren auf dem Geländeplan verdecken wichtige Informationen, weil es keine Einsetzfelder dafür gibt. Je mehr Mitspieler dabei sind, desto mehr von einem Geländeplättchen wird verdeckt.
Mit mehr redaktionellen Feinschliff und Mut zu hochwertigerem Spielmaterial wäre es in Summe für mich ein besseres Spiel gewesen. Leider hat sich in der lokalisierten Version nichts im Vergleich zur englischsprachigen Ausgabe geändert, obwohl durchaus Verbesserungspotential vorhanden ist. Die potenziellen Stolpersteine hätten beim Playtesting auffallen müssen, weshalb ich von einer bewussten Entscheidung ausgehe, das Spiel in dieser Form zu veröffentlichen.
Echt schade, weil in Zeiten der Neuheitenflut gibt es für mich ausreichend bessere Alternativen, als dass ich etwas in Eigenleistung ausbessern und nachbessern möchte, um die Spielbarkeit zu erhöhen. Klar könnte ich 3D-Druckelemente bestellen, um das Handling der gestapelten Holzmarker-Pappmarker-Einheit besser zu machen. Ebenso könnte ich die Geldmarker austauschen. Und mir Spielerhilfen zusammenstellen, die mich durch die Iconografie führt und den Rundenablauf klarzieht. Aber da bleibe ich dann doch lieber direkt bei Beyond the Sun, weil das ist in der veröffentlichten Form für mich in allen Punkten besser.
Grundlage dieser Meinung ist eine entspannte Zweierpartie, die ich mitspielen konnte. Wir haben Beyond the Horizon gemeinsam erkundet und durchaus Spielspaß dabei gehabt. Andere mögen meine angesprochenen Kritikpunkte für sich anders gewichten oder auch gerne egal sein, wir hingegen waren uns aber recht einig. Zudem haben wir das Spiel eher für kleinere Runde geeigneter gesehen, da unsere Spielzüge dazu neigten, kettenartige Effekte auszulösen. Das dauert schlicht Spielzeit im Handling, die uns in einer Viererrunde zu lang wären. Auch hier ist Beyond the Sun in meiner subjektiven Betrachtung besser, weil pro Spieler zügiger gespielt.
Was bleibt? Eine gute Kennenlernpartie, was aber weniger am Spiel als am Mitspieler lag. Ich persönlich werde Beyond the Horizon auslassen, aber trotzdem gerne wieder mitspielen – in passender und in kleiner Runde. Weil schlecht ist es nicht, es könnte nur so viel besser sein, wenn der Verlag in Redaktion und Produktion andere Entscheidungen getroffen hätte. Eine verpasste Chance, einem großartiges Spiel einen ebenso großartigen spielmechanischen Nachfolger zu geben. Oder bin ich hier zu kritisch? Entscheidet einfach selbst.