Wir leiten eine wissenschaftliche Einheit, die nach Spuren von Leben jenseits der Erde sucht. Die Tragweite der eigenen Spielentscheidungen sind dabei enorm und begleiten uns durch die ganze Partie. Als Leiter in Verantwortung über unser Handeln haben wir es nicht einfach, weil Fehlentscheidungen folgenreich sind. Zudem ist unser Budget knapp.

Das Leben als Leiter einer Raumfahrtorganisation, die sich aufmachen wird, einige der größten Geheimnisse der Menschheit zu lüften, ist nicht durch Überfluss geprägt. Unsere Startressourcen in SETI sind stattdessen arg begrenzt: 4 Bekanntheit, 4 Credits, 3 Energie und 5 Karten. Und von einer dieser Handkarten müssen wir uns schon in der Spielvorbereitung verabschieden. Diese allererste Entscheidung der Spielpartie ist knifflig und folgenreich zugleich: Welche Handkarte werfen wir ab, um damit unser Einkommen zu steigern? Auf welchen Karteneffekt können wir am ehesten verzichten? Welches Einkommen wollen wir haben – zusätzlich eine Energie, einen Credit oder eine Karte mehr?

Der perfekte Start wäre wohl, wenn wir es in der ersten von fünf Runden schaffen, direkt zwei zusätzliches Einkommen zu generieren. Somit hätten wir zu Beginn der zweiten Runden mehr Ressourcen und mehr Möglichkeiten. Möglichkeiten, die sich im Laufe der Partie in Aktionsmöglichkeiten potenzieren, weil wir Runde für Runde immer wieder neu von diesem Einkommen profitieren. In meinen bisher fünf SETI-Partien habe ich die „+2 Einkommenskarten“ genau einmal geschafft. Das brachte mir den Spielsieg ein und einen neuen persönlichen Highscore.

Die zweite Entscheidung im Spiel ist mindestens genauso folgenreich: Möchte ich eine Sonde von der Erde starten, zu den Planeten unseres Sonnensystems aufbrechen und dort das Ziel als Orbiter umkreisen? Oder doch dort landen, wenn ein Mitspieler mir mit seinem Orbiter zuvorkommt, mir aber eine preiswertere Landung ermöglicht? Auf dem Weg zum Planeten kann ich zudem Bekanntheit erlangen und mir durch die Erforschung meiner ersten Sonden-Technologie kommende Aktionen rund um die Raumfahrt effektiver, lukrativer oder preiswerter machen.

Alternativ könnte ich hingegen auf das Scannen der nahen Sterne setzen, die ich mit meinen Teleskopen beobachte. Das klingt weniger spektakulär im Direktvergleich zur Eroberung des Weltalls und ist auch weniger greifbar. Ein oftmals unterschätzter Kernmechanismus von SETI. Eben weil ich mit der Signalsuche die Voraussetzungen setze, um einen Sektor für mich in der Mehrheitswertung zu gewinnen und auf dem Weg dorthin wichtige Datensätze sammel. Mit diesen Datensätzen füttere ich meinen Computer und räume dabei Boni ab. Boni, die mir dabei helfen, mehr Aktionen und mehr Siegpunkte zu machen.

Dabei habe ich eines gelernt: Vieles ist in SETI möglich, auch wenn es zunächst unerreichbar scheint. Sich einfach mal von zwei Handkarten trennen, die zwar tolle Effekte in Zukunft ermöglichen, jetzt aber genau die eine fehlende Energie einbringen. Die eine Energie, die zur Scan-Aktion fehlt und mir zwei Datensätze einbringt und in Folge auf dem Computer platziert, eine Einkommensteigerung bringt. Ich muss mich halt auch mal von den tollen Möglichkeiten meiner Handkarten trennen können. Weil was bringt mir die Zukunft, wenn ich die Gegenwart dafür vernachlässige?

Wegen dieser Entscheidungen ist SETI so vielfältig in den Spielpartien. Dazu tragen auch die 138 unterschiedlichen Karten bei, die von aufkommenden Technologien in der Weltraumforschung inspiriert sind und mir das Gefühl geben, Teil einer wissenschaftlich fundierten Erlebnisreise durch die Weiten des Weltalls zu sein. Das sind auch 138 unterschiedliche Möglichkeiten, wie eine Partie SETI für uns laufen kann – mal besser oder schlechter passend zur eigenen Spielsituation.

Diesen Glücksfaktor muss ich als Spieler aushalten können und aus der gegebenen Situation das Beste zu machen. Situatives Spiel ist hier angesagt, denn zwischen meinen Spielzügen kann sich eine ganze Menge ändern. Zu fest sollte ich deshalb nicht an meinen Plänen festhalten. Lieber die Gunst der Stunde nutzen, besser passende Aktionen machen und Vorlagen nutzen.

Diese Summe der Möglichkeiten macht SETI für mich weiterhin zu einem meiner Lieblingsspiele. Wenn es aktuell komplexer werden soll, aber durchaus thematisch bleiben darf, dann ist für mich SETI ein guter Griff ins Spieleregal. Wer es noch nicht kennt, unbedingt mal mitspielen.

Aufgrund der durchaus gegebenen Komplexität, die sich aus der Verzahnung Eurer Aktionen ergeben, empfehle ich ebenso weiterhin, die Erstpartie einfach zu genießen, zu spielen und die Möglichkeiten auszuprobieren. Wer hingegen versucht, als Erstspieler das Unplanbare zu planen, wird nicht nur die Spielzeit sprengen, sondern auch die Geduld seiner Mitspieler. Dazu aber mehr in naher Zukunft, wenn ich über die erlebten Tücken von SETI erzähle.

Ein Gedanke zu „SETI: Folgenschwere Entscheidungen am Spieltisch“
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