Wenn ich heute auf meine übervollen Spieleregale blicke, steht die Frage im Raum, wie es zu diesem Überfluss gekommen ist. Brettspiele nicht als Sammelleidenschaft, sondern um in jeder Situation das dafür passende Brettspiel parat zu haben. Dabei hat alles ganz klein angefangen – mit mir und einem Lieblingsspiel und einer ganz besonderen Person.
Wie alles begann. Am Anfang. Die Brettspiele meine Kindheit waren in der Anzahl eher spärlich. Es gab bei uns aufm Dorf eben ausreichend Alternativen, draußen zu spielen. Warum sollte ich da drinnen hocken? Und wenn doch, dann vertieft in meine geliebten Legosteine, aus denen ich meine Fantasiewelten zusammenbaute. Ohne Vorlagen und immer wieder neu. Deshalb waren Brettspiele für mich damals nur eine Randerscheinung. Ein weiteres Vergnügen an endlos scheinenden Regentagen, wenn so niemand rausgehen wollte.
Ein „Mensch ärgere Dich nicht“ war Teil einer gebraucht geschenkten Spielesammlung. Da fehlte schon einiges drin und über die Jahre fehlte noch mehr. Mikado gegen meine Schwester war dabei ein Höhepunkt, weil so ganz anders. Mein erstes Geschicklichkeitsspiel. „Mensch ärgere Dich nicht“ habe ich meist zu viert in der Familie gespielt, zusammen mit Papa und Mama. Da erinnere ich mich besonders an aufhellende Partien am Krankenbett zum gemeinsamen Zeitvertreib. Dabei war ich bis auf eine Ausnahme nie selbst krank im Krankenhaus. Erinnerungen sind schon seltsam selektiv.
Und dann gab es in dieser Spielesammlung noch Mühle. Mühle habe ich ausschließlich mit meiner Oma gespielt. Die wohnte praktischerweise direkt nebenan. Zur Tür raus und direkt da. In der Küche haben wir gespielt. Der Mittelpunkt der Wohnung meiner Großeltern. Dort hat sich das ganze Leben abgespielt. Die gute Stube mit dem Schwarz-Weiß-Fernseher war sowieso nicht benutzt und auch nicht geheizt.
Diese ungezählten Partien Mühle sind mir noch in bester Erinnerung. Auch, weil meine Oma mich nie absichtlich gewinnen hat lassen. Das fand ich gut und hat wohl angespornt. Da habe ich auch das Setzen von Zwickmühlen gelernt oder mir schlicht abgeschaut. Das war mein erster Berührungspunkt mit taktischen abstrakten Brettspielen, auch wenn die damals niemand so nannte. Es war halt Mühle. Fertig.
Meine Oma hat mit mir auch ebenso geduldig alle zusammengeklebten Spiele aus meinen Micky Maus Heften gespielt. Mühle hat sie allerdings lieber gespielt. Meine Oma ist schon lange tot und lebt nur noch in meiner Erinnerung weiter. Danke, dass DU den Grundstein für meine spätere Brettspiel-Leidenschaft gesetzt und gepflegt hast. Den ungezählten Mühle-Partien sei Dank. Ob ich jemals gewonnen habe? Ich weiß es nicht mehr, aber eigentlich auch egal. Weil schon damals ging es vor allem um den gemeinsam erlebten Spaß am und mit dem Spiel. Das trägt und prägt mich noch bis heute.
Auch dafür Danke, Oma.
Anmerkung: Das Beitragsbild oben ist künstlich generiert und dann von mir verfremdet. Es zeigt keine real existierenden Personen, schon gar nicht meine Oma und mich. Und Mühle ist das da ganz gewiss auch nicht. Eigentlich stimmt da so gar nichts. Zum Glück, weil Bildgeneratoren sind echt dumm und arg weit von der Weltherrschaft entfernt.