Knapp 220 Euro für ein Brettspiel sind inzwischen keine Seltenheit mehr. Vernünftige Preisgrenzen wurden seit Kickstarter-All-Ins und Deluxe-Versionen längst niedergerissen. Mit dem Bundle aus dem Teburo-Board und dem kooperativen Boss-Battler The Bad Karmas and The Curse of the Zodiac bekommt Ihr allerdings den Einstieg in ein hybrides Spielsystem aus Brettspiel und App. Angeblich sogar KI gesteuert.

Vorweg gesagt und das direkt: Ich bin skeptisch. Aus Gründen. Viel zu oft habe ich als begeisterter Early-Adopter viel Geld in moderne Technik versenkt, die enormes Potential versprach, aber in der erlebten Praxis dann doch nicht abliefern konnte. Erinnert sich noch jemand an die 3dfx-Shutter-Brillen? Oder kennt jemand noch den hydraulischen Rock’n’Ride Bewegungssimulator? Die Yvio-Konsole für Brettspiele war leider auch eine Totgeburt. Das Tilt Five Holographic Tabletop Gaming System ist ebenso nie richtig durchgestartet und nur ein inzwischen preisreduziertes Gimmick für Entwickler geblieben.


Die italienische Ideenschmiede Xplored hat eine Erfahrung von über 25 Jahren in der Suche nach neuen Ideen und Werkzeugen, um das Spielerlebnis eindrucksvoll zu verbessern. Dabei geht es stets um die Verbindung zwischen realer und digitaler Spielwelt. Sammelbare Würfelwesen, neuartige Gamecontroller, reale Spielzeuge in virtuelle Welten und nun das Teburu-System als Vorzeigeprojekt für „phygital games“ – also die Mischung aus physisch greifbaren und digital umgesetzten Inhalten.


Im Frühjahr 2022 wurde über eine erste Kickstarter-Kampagne 311.497 Euro von 1.174 Unterstützer zur Realisierung von Teburu eingesammelt. Mit dabei das erste Teburu-Spiel The Bad Karmas and The Curse of the Zodiac. Drei Jahre später wurde offiziell verkündet, dass die weltweite Auslieferung komplett abgeschlossen ist. Der damalige Core-Pledge mit dem Basisspiel sowie dem Teburu-System ist derweil über Pegasus Spiele in den Handel gekommen.


Wichtig für Euch zu wissen ist, dass es im Kickstarter noch die Erweiterungen „Volume 2 & 3“ zu The Bad Karmas gab, die in Summe acht weitere Gegner mitsamt ihren individuellen Spielbrettern und Gelände-Komponenten ins Spiel integrieren. Mit den Erweiterung „The Dark Age Heroes“, „The New World Heroes“ und „The Zodiac Apocalypse Heroes“ wurden zudem drei mal vier weitere Helden ergänzt, die andere und komplexere Eigenschaften mitbringen. Ihr kauft aktuell in der deutschsprachigen Version also nur ein Teil des Gesamtpaketes von The Bad Karmas and The Curse of the Zodiac und das für 220 Euro.

Wem das bewusst ist, der kann eine Menge Spielspaß darin finden. Allerdings keinerlei gedruckte Anleitung, weil das ist das Konzept von Xplored mit Teburu. Die digitale App soll Euch mittels Tutorial ab Eurem ersten Schritt durch das komplette Spielgeschehen führen. Bei technischen Problemen seid Ihr dann allerdings auf die aktuell nur englischsprachige Support-Webseite angewiesen.


Ob Teburu bei Euch und mit Euren digitalen Endgeräten wie Smartphone und Tablet reibungslos läuft und auch die Würfel direkt und zuverlässig erkannt werden, das kann Euch leider niemand sagen. Denn es gibt Käuferrückmeldungen von nicht erkannten Würfeln und Helden und ebenso von Fehlern in der App. Ob die Probleme eher vom Nutzer ausgehen und in einem fehlenden Verständnis für das Teburu-System begründet sind oder doch eher herstellerbedingte Ursachen haben, ist aus der Ferne kaum bis gar nicht für mich zu beurteilen. In der Anzahl und Verbreitung schon mal gar nicht.


Deshalb meine Empfehlung: Sofern Euch das Teburu-System begeistert von der Spielidee und Ihr hybride Spielkonzepte mögt, die zwischen digitaler App und gemeinsam betrachteten Spielbrett pendeln, und Ihr ebenso die verlangten 220 Euro für ein nur beschränktes Gesamtpaket ausgeben wollt, tja dann macht es einfach. Allerdings eher bei einem Händler gekauft, der das Spiel auch wieder problemlos zurücknimmt, wenn es so gar nicht bei Euch laufen will und Ihr Euch nicht mit dem Ersatzteilservice von Xplored in Italien auseinandersetzen wollt. All das würde ich vorab abklären und weil mir das persönlich zu unsicher ist, lasse ich erst einmal die Finger davon.

Auf der SPIEL DOCH! 2025 in Dortmund konnte ich The Bad Karmas and The Curse of the Zodiac kurz und unter leider nicht optimalen Bedingungen anspielen. Mein Ersteindruck war deshalb zwar interessiert, aber dennoch eher ernüchternd. Als Gesamturteil ist das allerdings viel zu verkürzt dargestellt, deshalb in wenigen Tagen mehr dazu.

3 Gedanken zu „Teburu The Bad Karmas: Die KI spielt in der App mit“
  1. Skepsis finde ich sehr angebracht – eine kurze, eher überfliegende Lektüre bei Unknowns hatte mich u.a. über den Würfel stolpern lassen, der sich wohl bei Bewegung selbsttätig einschaltet, was sich mangels mechanischem Schalter (oder ähnlichem) beim Verräumen oder Transport offenbar nicht verhindern lässt. Da steht zu befürchten, dass dies zwangsläufig zur Tiefenentladung des fest verbauten Akkus und regelmässigen Ersatzkäufen führen muss, will man nicht mitten im Spiel mit bereits leerem Akku vor dem Teil sitzen. Ob das nur ein Bug ist oder sogar so gewollt, wer weiss das schon?

  2. Zumindest in den ersten zwei Jahren hätte man noch gesetzliche Gewährleistung auf den Würfel. Somit ist man da auf der sicheren Seite, auch wenn es blöd ist, dann ein Spiel unnutzbar herumliegen zu haben, weil man auf Würfel-Ersatz oder Austausch oder Reparatur wartet.
    Ebenso ist für mich völlig unklar, ob der verbaute Akku durch Nichtgebrauch wirklich so weit entladen werden kann, dass der unwiderruflich beschädigt ist. Akku ist eben nicht gleich Akku. Seit dem Fiasko mit den Sony WF 1000 XM4 Ohrhörern, die nach 26 Monaten reihenweise herstellerbedingt defekt gehen und sich Sony in Deutschland (im Gegensatz zur USA) davon nichts annimmt und auf Austausch auf eigene Kosten verweist, weil ja die Gewährleistung abgelaufen ist, bin ich bei fest verbauten bzw. verklebten Akkus vorsichtig geworden.
    Bei einem 220+ Euro teurem Spiel erwarte ich da mehr Transparenz und genau (auch) deshalb kaufe ich es nicht.

  3. Ich wäre mir nicht sicher, ob der Hersteller einen wegen mehrfacher Tiefenentladung erschöpften Akku als Gewährleistungsgrund anerkennt – denn die Gewährleistung bezieht sich ja immer auf den Auslieferungszustand, und Akkus und ähnliches sind nicht selten im Kleinstgedruckten von der Gewährleistung ausgeschlossen.
    Ich meide Geräte mit fest verbautem Akku weitestgehend, aber das wird zunehmend unmöglich; die EU schafft es, aus Nachhaltigkeitsgründen eine einheitliche Ladebuchse (und eine praktisch ins Leere laufende Reparaturfähigkeit – die Hersteller müssen nur die Kosten so hoch ansetzen, dass Neukauf für die Kunden wirtschaftlicher ist) durchzusetzen, aber ein Verbot von nicht selbst leicht wechselbaren Akkus fällt denen offenbar erst gar nicht ein.

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