Im Warenhaus von Herrn oder Frau Wilmot gibt es Allerlei. So viel Zeugs, dass daraus locker eine ganz eigene Geschichte wird. Eine Geschichte, die wir uns gegenseitig erzählen. Denn wir wollen uns merken, wo wir welche Waren verstaut haben. Das gilt es anschließend gemeinsam herauszufinden. Dazwischen schlägt allerdings noch das Chaos zu und lässt uns verstummen oder das Spielbrett drehen. Ein herrliches Vergnügen mit einem erstaunlichen Ende.
Erstaunlich ist Wilmot’s Warehouse auf mehreren Ebenen. Auf der SPIEL DOCH! 2025 in Dortmund am Stand von Asmodee angespielt, hat es uns in entspannter Dreierrunde für so 30 Minuten aus der Messehektik entführt. Angekommen sind wir als Lagerleiter, die eine Woche lang für das Warenhaus von Wilmot arbeiten. Diese Woche bringt uns 35 verschiedene Plättchen, die wir nacheinander und reihum ziehen und in das Raster des pechschwarzen Spielbretts verdeckt einsortieren sollen.
Was wir kurzzeitig auf diesen Plättchen entdecken, das ist eher abstrakt und damit mehrdeutig identifizierbar. Ist das ein Lippenstift oder doch ein D-Zug? Was wir jetzt schon wissen, dass es um unsere kollektive Gedächtnisleistung geht. Denn am Ende der Woche wollen wir diese 35 Plättchen wiederfinden.
Wie wir diese Plättchen gemeinsam identifizieren, zuordnen, merken und wiederfinden nun anstellen, ist völlig unsere Sache. Wir haben uns für eine übertriebene Seereise auf einem Kreuzfahrtschiff entschieden. Wobei sich diese Story erst im Laufe der Partie als solche entwickelt hat. Erstaunlich, wie gut wir uns das ganze Zeugs merken konnten, während ich schon für meinen Wocheneinkauf ohne Einkaufszettel völlig aufgeschmissen bin und nur ein Viertel richtig und vollständig mit nach Hause bringe. Es geht also um Storytelling und Konversation – mal was anderes nach den vielen Eurogame-Optimierern der Messe.
Ebenfalls erstaunlich ist, dass die Brettspiel-Influencer von ShutUp&SitDown an der Produktion und den Videos von Wilmot’s Warehouse beteiligt waren. Per QR-Code könnt Ihr Euch von Matt Lees bewerten lassen, wie Eure Arbeitswoche so gelaufen ist. Diese Grenzüberschreitung zwischen Herausgeber und Rezensent hat in Brettspielkreisen eine kleine Kontroverse ausgelöst, wie unabhängig ShutUp&SitDown zukünftig Neuheiten bewerten können, wenn die zeitgleich potenzielle Konkurrenten zum eigenen Produkt sind. Ein Thema für sich und für andere Stelle.
Deshalb zurück zum Spiel. Wem die Anleitung davon zu lang ist, lässt sich das Spiel einfach von Matt Lees im englischsprachigen Video erklären. Unser offizielles Onboarding hat hingegen ein kompetenter Erklärer am Messestand von Asmodee übernommen – hier per Audio festgehalten:
Letztendlich waren wir gar nicht mal so schlecht. Soweit meine Erinnerung an diese Spielpartie. Auf jeden Fall hatten wir eine Menge Spielspaß. Mehr als einmal pro Spieletreff möchte ich Wilmot’s Warehouse allerdings nicht spielen, weil es dann doch auf seine ganz spezielle Art eine gewisse Konzentration erfordert, die ich nicht beliebig reproduzieren kann in Serie. Irgendwann verschwimmen die Erinnerungen. Kenne ich von dem Merk-Kartenspiel „That’s not a hat“.
In kleinen Dosen genossen gut, zu viel und zu oft lieber nicht. Und so ist und bleibt Wilmot’s Warehouse ein Kuriosum für Spieler, die mal ein ganz anderes Spiel suchen. Dafür bekommt es meine Empfehlung.