Ausgezeichnet und zwar mit dem aktuellen Spiel des Jahres. Luc Rémond hat ein ganz außergewöhnlich kooperatives Spiel für genau zwei Personen erschaffen. Wir sollen gemeinsam eine Passagiermaschine im Anflug auf seinen Zielflughafen laden. Nichts leichter als das, wäre uns die Kommunikation untereinander nicht untersagt. Meine Erstpartie warf allerdings ein paar Fragen auf.
Ich bin ganz schön spät zur Spiel des Jahres Party. Fast ein ganzes Jahr zu spät. Und noch viel später seit Erstveröffentlichung von Sky Team. In der französischen wie englischen Originalausgabe von Scorpion Masqué gibt es das 2-Personen-Spiel schon seit dem Herbst 2023. Im Frühjahr 2024 erschien dann die deutschsprachige Verson bei Kosmos und wenige Monate später folge die Auszeichnung zum Spiel des Jahres 2024. Das alles ließ mich kalt, wohl auch, weil Sky Team ausschließlich mit zwei Spielern funktioniert und sich deshalb fernab meiner typischen Brettspielrunden abspielt.
Vor wenigen Tagen war es dann aber so weit. Die Gelegenheit war für mich gekommen, Sky Team erstmalig mitspielen zu können. Also nicht lange gezögert und gemeinsam im 2er-Team haben wir versucht, unser erstes Passagierflugzeug sicher zurück auf den Boden zu bekommen. Wir schlüpfen dazu in die Rollen der Pilotin und eines Co-Piloten. Der Flughafen und damit unser Flugziel sind nur wenige Spielrunden entfernt. Der Luftraum allerdings nicht leer und dann müssen wir noch die ganzen Vorbereitungen zur Landung Schritt für Schritt absolvieren. Die Zeit ist knapp und unsere Würfel bestimmen, welche Aktionsmöglichkeiten wir haben. Doch selbst mit Würfelpech haben wir noch Möglichkeiten, das Schicksal zu einem guten und erfolgreichen Ende zu wenden.
Soweit das Ausgangsszenario. In unserem Trainingsflug sind dabei noch nicht alle möglichen Spieloptionen dabei. Schließlich soll es nicht zu kompliziert und komplex werden, denn wir bewegen uns weiterhin auf dem Gebiet der Familienspiele. In rund 20 Minuten soll zudem eine Partie gespielt sein. Klappte bei uns ganz gut und am Ende hatten wir sogar noch Aktionswürfel der letzten Runde unverbraucht und noch Kaffee zur Würfelmanipulation sowie ein Neuwurf-Plättchen war ebenso übrig. Sky Team schreit geradezu nach einer Folgepartie, nochmal und nochmal und nochmal.
Die eigentliche Faszination des Spiels entsteht für mich aus dem genialen, einfachen Würfelmechanismus. Geheim werfen wir die vier W6-Würfel hinter unserem Sichtschirm. Damit müssen wir für die aktuelle Spielrunde auskommen. Absprachen sind derweil auch nicht mehr erlaubt. So legen wir stillschweigend, aber wissend nickend, einen ersten Würfel auf das Ruderfeld. Erst wenn der Mitspieler dort auch seinen Würfel setzt, wissen wir, in welche Querlage wir das Flugzeug steuern.
Extreme Ausschläge sorgen für Turbulenzen und den vorzeitigen Spielabbruch. Ist meine 3 ideal als Vorlage, damit mein Mitspieler das Flugzeug zurück ins Gleichgewicht bringen kann? Dazu wäre eine 4 nötig. Perfekt, wenn wir noch Kaffee-Marker übrig haben, damit mein Mitspieler einen seiner verfügbaren Würfel genau auf diese 4 modifizieren kann. Oder müssen wir doch das Neuwurf-Plättchen einsetzen und auf unser erneutes Würfelglück hoffen?
So spielen wir abwechselnd unsere Würfel, haben ein paar Pflichtaufgaben jede Runde und können die restlichen Würfel beliebig einsetzen, sofern diese vom Wert passen und aktuell sinnvoll sind. Viel mehr braucht es nicht, um aus einer Idee ein herausragend kooperatives Spiel mit Auszeichnung zu machen. Sky Team kann ich nur absolut empfehlen, sofern Ihr in 2-Personen-Runden spielt.
Eine Frage habe ich trotzdem: Warum gibt es im Grundspiel schon so viele Erweiterungsmodule und Szenarien? Da sah für mich fast schon nach Options-Overkill aus. Ok, ich möchte da nicht meckern. Lieber mehr als weniger. Allerdings hätte ich stattdessen noch lieber eine optionale Variante für 4-Spieler gesehen. Nein, nicht zu viert im Cockpit gedrängelt. Allerdings hat so ein Passagierflugzeug ja noch eine Passagierkabine. Dort könnten gemeinsam zwei Flugbegleiter ebenso kooperativ werkeln und sich um die Nöte und Bedürfnisse der Fluggäste kümmern. Das gibt es allerdings noch nicht und so bleibt Sky Team ein Familienspiel in kleiner Runde.
So oder so, ich freue mich schon auf die vielen Möglichkeiten, die das Spielprinzip von Sky Team noch so zu bieten hat. Warum keine Militärflugzeuge? Oder wir sitzen gemeinsam in einem Heißluftballon oder Zeppelin? Oder künftige Ausgaben kommen mit der Lizenz von berühmten Flugzeugen – wer wollte nicht schon mal die Concorde landen oder im Cockpit eines Airbus A380 sitzen, während im Hintergrund die VIP-Fluggäste an der Bar sitzen?
Und statt nur Landung könnte der Start ebenso interessant sein oder direkt volle Langstreckenflüge. Möglichkeiten über Möglichkeiten. Ich bin gespannt, was sich Autor Luc Rémond in Zukunft noch alles ausdenken wird.