Das hybride Spielsystem Teburu ist ein weiterer Schritt, um analoges Brettspiel mit virtuellen Videospiel-Inhalten per Smartphone-Steuerung zu verschmelzen. Wo aber liegen die rein technischen Grenzen eines solchen Systems? Und erwachsen gerade aus diesen Beschränkungen neue Spielideen, die es wert wären, gespielt zu werden? Ich wage eine Zukunftsprognose.
Mein ganz persönlicher Erstkontakt mit Teburu auf der SPIEL DOCH! 2025 in Dortmund war eher ernüchternd. Ich hatte mir mehr haptische Brettspiel-Funktionalität erhofft und weniger App-Steuerung am gemeinsamen und für mich zu kleinen Tablet. Mit eigenen Smartphones wäre das Erlebnis sicher besser ausgefallen, aber Pegasus Spiele hatte sich aus guten Gründen für eine Art der Spielvorstellung entschieden, die möglichst wenige potenzielle Probleme verursachen konnte. Denn wer will sich schon ein Spielsystem ins Haus holen, das selbst unter Experten-Betreuung Probleme macht?
Aber gehen wir einfach mal davon aus, dass das Teburu-System problemlos funktioniert und läuft. Was wäre damit alles möglich und wo liegen die Grenzen? Bei einem vollständig analogen Brettspiel geben die umsetzbaren und bezahlbaren Spielmaterialien aus Pappe, Holz und Plastik die Grenzlinien des Möglichen vor. Innerhalb dieser Grenzen entsteht dann im besten Fall ein Spiel, das einen faszinierenden Spielablauf bietet und die Mitspieler begeistert. Nicht wenige Autoren und Verlage sind daran gescheitert und haben nur so halbgares Zeugs abgeliefert. Kennen wir alle. Wirklich überragende Spiele sind weiterhin selten.

Das Teburu-System kennt diese Grenzen des Möglichen ebenso. Nur kommen neben den umsetzbaren und bezahlbaren Spielmaterialien auch noch die technischen Limitierungen auf technischer Ebene dazu. Teburu ist eben keine Wunderkiste der unendlichen Möglichkeiten, sondern muss damit zurechtkommen, was die Entwickler von Xplored in das Spielsystem hineingepackt haben. Auf Boardgamegeek gibt es dazu konkrete Informationen:
„The Teburu Board can detect up to 40 Smart Miniatures simultaneously, this is because there are 40 hotspots on the board on a 8×5 grid. […] with a gap of 90mm between hotspots.“
Diese 40 möglichen Positionen mit jeweils 9 cm zwischen den Positionen schränken die Möglichkeiten des Teburu-Systems schon relativ eng ein. Das erklärt für mich dann auch, warum die Bossgegner von „The Bad Karmas“ so groß sind. Schlicht, damit die Positionen der Helden ausreichend weit auseinander liegen. Ich bin gespannt, wie weitere Spiele auf diesen 8×5 Raster aussehen werden. Das sieht für mich allerdings danach aus, dass irgendwann die Grenzen des Möglichen ausgelotet sind und für weiterführende Spielkonzepte so ein 8×5 Raster dann nicht mehr ausreichen wird.

Aber eröffnen diese technisch gesetzten Grenzen nicht auch Möglichkeiten für Spieleautoren, sich in diesem Feld auszutoben? Denn mit kreativen Ideen, was innerhalb der Rahmenparameter alles möglich ist, könnten herausragende wie faszinierende und begeisternde neue Spiele entstehen. Spiele, die durch ihre hybriden Möglichkeiten in der Verschmelzung von Brettspiel mit App-Unterstützung vorab gar nicht möglich waren. Was also wäre wenn?
Ein Kingdom Death Monster mit seinem weitläufigen Schlachtfeld wäre kaum möglich, 1:1 auf das Teburu-Systen umzusetzen. Man könnte wohl nur die relative Umgebung um einen zentralen Boss darstellen. Wenn ich den Boss selbst auch erkennen lassen möchte, könnte der in der Mitte eines abgetrennten 5×5 Rasters stehen, sodass die Helden entweder direkt und auch diagonal daneben oder einen Schritt weiter entfernt stehen könnten.
Das restliche 3×5 Raster könnte zum Beispiel für eine Aktionsfelder-Matrix benutzt werden oder für Statusleisten oder entferntere Orte, die unsere Helden besuchen können. Dann bleibt für die Grafikdesigner die Herausforderung, das alles so zu gestalten, dass es für die Spieler auch verständlich wird und nicht zu abstrakt bleibt.
Der LED-Ring von Teburu kann als Feedback-System ebenso angesteuert werden und einen echten spielerischen Mehrwert bieten. Der muss ja nicht zwingend die Basis eines Bossgegners darstellen. Wobei eigentlich egal ist, wo dieser LED-Ring hingestellt wird, weil der sowieso nicht vom Teburu-System erkannt. Also könnte der LED-Ring fest vorgegeben auf einem Nebenspielbrett stehen und durch seine farbigen Anzeigen diverse Status für die Mitspieler sichtbar machen. Oder, um im obigen Beispiel zu bleiben, sich zwischen der 3×5 Aktionsfelder-Matrix bewegen und dort diverse Aktionsfelder durch seine farbigen Anzeigen sperren, öffnen oder für die Mitspieler verändern.
Vieles scheint möglich und die bisherigen Teburu-Spiele haben wohl auch nur an der Oberfläche der Möglichkeiten gekratzt. Denn mit kreativen Ideen von ebenso kreativen Autoren könnte noch so viel mehr Brettspiel-Wirklichkeit werden. Ich bin gespannt, wohin die Teburu-Reise weitergehen wird.