Der Spieletitel beschreibt eine Komposition, die von der Nacht inspiriert ist. Und genau zu diesen Stunden schreiten wir als magiebegabte Füchse durch den Zauberwald. Unsere Begierde liegt dabei direkt zu unseren Füßen, wir müssen nur darauf bieten und nicht überboten werden. So bieten und sammeln wir und machen möglichst viele Punkte im harmonischen Wettstreit.
Der Autor David Iezzi hat sich Nocturne ausgedacht und ich konnte die Kosmos-Neuheit auf der SPIEL DOCH! 2025 in Dortmund anspielen. Erneut in zufällig zusammengewürfelter Viererrunde, mit leider zu unterschiedlichen Vorkenntnissen, was Spiele dieser Komplexitätsstufe angeht. Bitte nicht falsch verstehen, es war eine angenehm und entspannte Spielrunde. Nur war schnell klar, dass die Hälfte von uns mit dem gehobenen Familienspiel an der Grenze zum Kennerspiel leicht überfordert war. Deshalb mussten wir wiederholt an die doch etwas besonderen Legeregeln erinnern und auch der Spielfluss war eher stockend. Ein gutes Praxisbeispiel, das mich erneut geerdet hat, was uns Spielefreaks von den Normalo-Spielern unterscheidet – die Spielerfahrung.
Aber zurück zu Nocturne selbst und da überlasse ich die Einleitung ins Spielgeschehen gerne der aufgenommenen Audiospielerklärung am etwas turbulent-lauten Kosmos-Messestand:
In eigenen Worten nacherzählt und um den Bogen, den Nocturne aufspannt, zusammenfassend zu schließen: Wir bieten mit unseren Zaubersteinen auf eines der ausliegenden Plättchen-Objekte. Allerdings nicht willkürlich, sondern immer nur angrenzend zum letzten Gebot und stets überbietend. Wenn alle bis auf einen Spieler gepasst haben, kann dieser seinen Zauber wirken lassen und sammelt spielmechanisch gesprochen das letzte Plättchen ein, auf das geboten wurde.
Auf diese Art sammeln wir verschiedene Plättchen, erfüllen Zielkarten und sammeln für die Schlusswertung möglichst viele Punkte. Das Plättchenraster wird dabei immer löchriger, sodass im Laufe des Spiels wesentlich taktischer geboten werden kann. Denn wo angrenzend kein weiteres Gebot mehr möglich ist, freut sich der letzte Bieter. Wer allerdings zu früh zu stark bietet, der hat bald keine mächtigen Bietzauber mehr und muss zuschauen, wie die lieben Mitspieler ihre Beute machen. Taktisches Timing ist also ebenso gefragt.
Die Frage ist nur, ob uns der Bietweg über die Plättchenlandschaft zu den Objekten führt, die wir gerne einsammeln wollen. Der Zufall spielt somit auch ein wenig mit, denn schließlich bewegen wir uns Kosmos typisch im gehobenen Familienspielbereich. Manch Kennerspieler wird sich aber ebenso nicht unterfordert fühlen. Weitere Spielvarianten, zusätzliche Szenarien und Herausforderungen, sowie ein Solo-Spielmodus runden die Vielfalt von Nocturne ab. Im spielmechanischen Kern ist und bleibt es allerdings ein Biet- und Sammelspiel und das solltet Ihr mögen, sofern Ihr Nocture zu Euren Favoriten zählen wollt.
Nocturne macht als Biet- und Sammelspiel nichts falsch. Allerdings war ich mir in unserer, zu stark in die Länge gezogene, Anspielpartie nicht sicher, wie viel Einfluss ich selbst aufs Spielgeschehen habe. Denn wenn ich irgendwo mit einem niedrigen Gebot starte, werden mich die Mitspieler-Gebote von diesem Ort wegbewegen. Wie weit und wohin, das wissen nur meine Mitspieler. Bis ich also wieder am Zug bin und hoffentlich noch weiter mitbieten kann, interessiert mich das für mich zu erreichende Plättchen eventuell gar nicht.
Also passen und hoffen, dass der nächste Bietzug mich woanders hinführt? Eventuell können geübte Spieler das alles besser steuern. Ich hingegen fühlte mich streckenweise zu stark gespielt. Deshalb kann ich nur ein vages „ja, war interessant, in passender Runde lieber noch einmal ausprobieren“ als mein abschließendes Fazit ziehen.