Vom 28. bis 30. März wurde die schönste Westfalenhalle zum Brettspielparadis. Zwei Drittel der Messe war ich vor Ort und konnte insgesamt 17 Frühjahrs-Neuheiten anspielen. Nachdem die Ersteindrücke bei mir gesackt sind und die Euphorie des Neuen sich ebenso gesetzt hat, ist es an der Zeit, ein finales Fazit zu ziehen. Was war gut und was war besser und was eher nur so mau.

Im Rückblick gesehen war die SPIEL DOCH! 2025 in Dortmund eine gelungene Veranstaltung. An zwei Messetagen habe ich eine Menge erlebt und noch mehr Spiele-Neuheiten kennengelernt. Zwar waren da auch ein paar übersehene ältere Schätzchen dabei, aber in Summe überwog dann doch der positive Eindruck. Dabei muss es für mich nicht immer innovativ-neu sein, sofern die Gesamtkomposition rund ist und zudem Spaß gemacht hat.

In den letzten Wochen konntet Ihr 15 Audioaufnahmen mit Spieleerklärungen von vor Ort lauschen und 17 niedergeschriebene Ersteindrücke lesen. Eine prima Ausbeute, auch wenn ich selbst nichts vor Ort gekauft und ebenso auch keinerlei Rezensionsexemplare angefragt habe. Was aber hat mich konkret begeistert, was war empfehlenswert oder doch nur ein Blender? Eine kleine Zusammenfassung meiner Erstspiel-Erlebnisse von D bis Z:


Dead Cells: Erst im Nachhinein habe ich begriffen, was die eigentliche Faszination von Dead Cells ausmacht. Schon im August 2025 soll der kooperative Deckbuilder bei Frosted Games in überarbeiteter deutschsprachiger Version veröffentlicht werden. Ich selbst werden wohl doch auf erste Rückmeldungen warten, wenn das Spiel im Fachhandel aufgeschlagen ist. Zumal ich die versandkostenfreie Vorbestellung inzwischen eh verpasst habe und deshalb die 97 Euro im Direktvertrieb teuer wirken.


El Paso: Alle in meinem Umfeld, die Great Western Trail mochten, fanden auch diese eingekürzte Version gut. Spielmechanisch völlig solide, aber da ich den großen Bruder nur ok fand, brauche ich El Paso nicht selbst besitzen. Mitspielern gerne, nur die ständige Optimierung der Rinderherde auf der Kartenhand war dann doch zu wenig aufregend vom gebotenen Spannungsbogen. Für alle Eurogame-Freunde auf Familienniveau aber empfehlenswert, zumal für den Handelspreis von unter 30 Euro.


Fang den Wurm: Eine actionreiche wie lustige Unterhaltung für zwischendurch. Als angespieltes Gimmick auf der Messe eine gute Spielerfahrung. Nur bin ich der Zielgruppe längst entwachsen und der Überraschungsmoment lässt sich für mich dann auch nicht beliebig oft wiederholen. Wer allerdings Kleinkinder im Alter von 4 Jahren hat und das Spiel im Angebot für weit unter 20 Euro im Handel findet, der sollte zugreifen. Spannung und Lacher sind Euch garantiert.


Flip 7: Das beste Kartenspiel aller Zeiten behauptet der Originalverlag und Kosmos hat den Werbeslogan übernommen. Nach drei mitgespielten Partien bleibt es für mich dann doch ein Zockerspielchen für gesellig-entspannte Runden, die wenig Spiel brauchen, um Spielspaß zu haben. Der Push-your-Luck-Mechanismus ist hier so extrem verdichtet, dass der eigene Entscheidungsspielraum ebenso minimiert ist. Mit Wahrscheinlichkeiten sollte man dem Spiel eh nicht kommen.


Galactic Cruise: Weiterhin mein Highlight der Messe und deshalb auch als All-In vorbestellt. Inzwischen denke ich mir allerdings, dass das Grundspiel mit den beiden Erweiterungen ebenso locker gereicht hätte. Denn die gebotene Ausstattungsqualität braucht eigentlich keine Luxus-Komponenten und eine Neoprenmatte. Zudem wachsen bei mir leise Zweifel an, ob das Spielgeschehen nicht doch zu rundgeschliffen und damit auf Dauer zu gefällig-gradlinig ist.


Ito: Auf der Messe aufgrund der Gruppen-Zusammensetzung eher durchgefallen, sehe ich durchaus das Potenzial des kommunikativen Einschätzspiels. Wem Top 10 zu klamaukig war und wer Fun Facts im Gegenzug zu beliebig fand, könnte hier ein passendes Spiel finden. Allerdings braucht es zwingend eine Spielrunde, die kreativ-interessante Situationen erschaffen kann und sich ebenso untereinander kennt, um sich gegenseitig einschätzen zu können.


Men Nefer: Nach der SPIEL DOCH! direkt selbst gekauft und nicht nur, weil es gerade im Angebot war. Eigentlich ein verkopftes Eurogame-Optimierspiel, also genau das, was ich ansonsten eher als Arbeit am Spieltisch ablehne. Aber hier ist der Funke für mich übergesprungen. Eben weil es sich dann doch auf wenige Regeln beschränkt, aber zeitgleich einen übergroßen Rahmen an Spielmöglichkeiten auftut. Zudem ist es herrlich interaktiv und das mag ich.


Nocturne: Nur kurz angespielt und das auch noch in der eher unpassenden Spielrunde. Das mystische Waldthema wirkte auf mich zu sehr gewollt und aufgesetzt. Rein spielmechanisch schwankt es in meiner Wahrnehmung zwischen zu bekannten Set-Sammeleien und doch frischem Bietmechanismus, weil es die örtliche Komponente mit einbezieht, welche Plättchen man erreichen und ersteigern kann. Klarer Fall von nochmal unter besseren Rahmenbedingungen spielen.


Shadow Theater: Entweder bin ich schlicht nicht die Zielgruppe oder es ist wirklich nur ein Blender. Es wirkt halt optisch größer als es spielmechanisch dann einhalten kann. Zudem habe ich das Einsammeln von diversen Ressourcentypen gemischt mit Aktionskarten schon viel zu häufig in anderen Formen gespielt. Wer allerdings damit zufrieden ist und ein schnelles 2-Personen-Duell sucht, könnte weitaus überzeugter damit sein, als ich es in meinem Fazit bin.


Star Explorer: Wir zeichnen Linien zwischen Sterne, um daraus Muster zu bilden, die Sternbild-Vorgaben entsprechen. Dabei ist Übersicht gefragt und ebenso Glück, die passenden Vorgaben zu ziehen. Viel mehr bietet die Neuheit von Queen Games nicht und auch hier zeigt sich für mich, dass ich einfach zu viele Spiele in diesem Genre kenne, um völlig begeistert zu sein. Dabei macht das Spiel fernab der schmierigen Flüssigkreide-Stifte nichts falsch und oft reicht das aus.


Super Kawii Pets: Hier zielt HeidelBÄR Games klar auf den Niedlichkeitsfaktor der Tierkarten. Wer sich dadurch begeistern lässt, dem ist der eher einfache Spielablauf des Kartenspiels dann auch egal. Wir spielen halt ein wenig nebeneinander her und hoffen auf eine passende Auslage, wenn wir aktiv am Zug sind. Dazwischen bestaunen wir die ganzen niedlichen Tiere unserer Mitspieler und freuen uns, wie glückliche Tierkarten vor sich hin glitzern. Für eine sehr spezielle Zielgruppe.


Tails on Fire: Die durchaus kniffligen und in seinen Details neuartige Spielmechanismen dieses Stichspiels sind in ein Thema verpackt, das im Spielverlauf leider nicht zu mir durchgedrungen ist. Im spielmechanischen Kern habe ich eher nur die Zahlenwerte gesehen und versucht, den Überblick zu behalten, mit welcher verringerten Kartenhand ich in die nächste Bietrunde starten soll. Wer ausgeklügelte und interaktive Kartenspiele mag, finden hier fortgeschrittene schmackhafte Kost.


Teburu The Bad Karmas: Meine Anspiel-Session am Pegasus-Messestand war zu kurz und nur mit einem Tablet konnte ich die eigentlichen Mehrwerte des Hybrid-Systems zwischen Brettspiel und App-Steuerung kaum entdecken. Zudem zeigten sich technische Stolpersteine, die meine Skepsis haben anwachsen lassen, über 200 Euro für das System mit Spiel ausgeben zu wollen. Andere Meinungen gehen so stark auseinander, dass ich das eigene Anspielen empfehle, wobei jeder ein Smartphone in der Hand hat.


TowerBrix: Kooperatives Klötzchen-Bauen nach Vorgabe und mit eingeschränkter Kommunikation. Nicht neu, hier aber durchaus in seinen Details anders. Mit den diversen Spielmodi steckt viel Spiel in der Kosmos-Schachtel. Allerdings sollte Euch das Grundprinzip gefallen und Ihr ebenso ausreichend frustresistent sein, wenn ein einzelner Mitspieler den Gruppenerfolg zu gefährden droht. Auch so ein typischer Kandidat von bitte selbst ausprobieren und dann entscheiden.


Vulcano!: Gamefactory ist nicht gerade dafür bekannt, die ausgeklügelsten und tiefgründigsten Spielmechanismen zu bieten. Stattdessen soll das Auge mitspielen und actionreiche Überraschungsmomente geboten werden. Das Spielmaterial in Form der etwas zu federleichten Plastik-Kletterer packt eine Geschicklichkeitskomponente ins Spiel, die eventuell so nicht beabsichtigt war. Ansonsten bekommt Ihr auch hier genau das, was das Spiel von der Optik verspricht.


Wilmonts Warehouse: Ein kooperatives Merkspiel um Gegenstände, die wir selbst noch identifizieren sollen. Das eröffnet Möglichkeiten, gemeinsam an kreativ-erinnerungswürdigen Geschichten zu stricken. Und genau diese Kreativität hat mir bei der Anspiel-Session auch am meisten Spaß gemacht. Der Merk-Aspekt des Spiels war dann doch einfacher als zunächst von mir vermutet – den lieben Mitspielern sei Dank. Deshalb meine Innovativ-Empfehlung der Messe.


Zoff am Zaun: Bekannte Mechaniken verpackt in einer ansprechenden Optik und mit guter Haptik durch die Holzplättchen. Wir bilden konfrontativ Muster mit Obst und Gemüse und punkten im Wettlauf – wenig jetzt oder später mehr. Im Rückblick ein grundsolides Spiel, das ich in dem Moment gerne mitgespielt habe. Allerdings ist Set-Collection dann doch eher altbacken und viel zu oft schon in anderer Form von mir gespielt. Deshalb was für Brettspiel-Neulinge.


Diese 17 Spiele waren nur ein Bruchteil des Angebotes der SPIEL DOCH! 2025 in Dortmund. So bleiben noch ausreichend bisher unentdeckte Neuheiten für die kommenden Spieleveranstaltungen der kommenden Wochen. Mitte Mai geht es für mich schon weiter auf dem Herner Spielewahnsinn und Euch nehme ich gerne mit – entweder als willkommene Mitspieler vor Ort oder anschließend hier in meinen Nachbetrachtungen der Anspielsessions.

Abschließend direkt gefragt: Was waren Eure Höhepunkte in diesem Spielejahr bisher? Gerne ab mit Eurer persönlichen Meinungen dazu in die Kommentare unten.

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