Füße vom Tisch, so schallt es uns von den Spielübersichten entgegen. Gemeint ist damit eine Phase in dem Kennerspiel Pantheon von Hans im Glück. Vor rund 14 Jahren leider kein Markterfolg, aber mir gefällt es weiterhin außerordentlich gut. So gut, dass ich es als eines meiner wenigen Lieblingsspiele bezeichne. Eines, das ich immer spielen kann, das aber viel zu selten aufm Tisch kommt. Ich erinnere mich an die Gründe dafür.

Bernd Brunnhofer ist als Autor und Mitgründer des Hans im Glück Verlages bekannt. Mit Sankt Petersburg und Stone Age hat er sich in viele Herzen der Brettspielfans gespielt. Drei Jahre später lagen 2011 die Hoffnungen hoch, als Hans im Glück seine Neuheit Pantheon veröffentlicht hat. Denn der Fokus des Verlages lag längst bei Dominion- und Carcassone-Erweiterungen. Ein Jahr zuvor gab es mit Loss Ness und Ranking auch nur leichtere Kost, die nur sehr mittelmäßig ankam. Da war ein neues Spiel vom Altmeister den Fans des Verlages gerade recht und enttäuschte dann doch zu viele. So kenne ich in meinem Umfeld leider mehr Spieler, die Pantheon mit einem leichten Schulterzucken gegenüberstehen, anstatt es genauso großartig zu finden wie ich selbst.

Direkt herausgerufen: Eines meiner Lieblingsspiele ist Pantheon! So ist es und das ist gut so.

Da ist es mir auch egal, dass es auf Boardgamegeek nur mit einer Durchschnittsnote von 6,7 bewertet wird. Die Meisten vergeben zwar eine 7, aber die vielen Stimmen unterhalb von 7 ziehen das Kennerspiel nach unten. Und 10er-Höchstwertungen sind kaum gesehen. So wird die zu starke Varianz der Bonusteile kritisiert, während andere sich durch die Kartenauslage gespielt fühlten. Der Spielablauf wird als langweilig und wiederholend für die benötigte Spielzeit empfunden, während die letzte der sechs Spielrunden viel zu schnell vorbei ist.

Diesen Meinungen kann ich nur in Teilen zustimmen. Klar, es gibt diverse Glücksfaktoren, die Pantheon eher situativ statt komplett planbar machen. Das mögen Eurogame-Puristen nicht. Aber genau diese Überraschungsmomente gefallen mir und sehe ich als Herausforderung, die im Hinterkopf zu haben und darauf zu spekulieren. Die auf wenige Aktionen beschränkten Möglichkeiten sehe ich ebenfalls positiv, weil ich mich damit voll aufs Spielgeschehen fokussieren kann und mich nicht mit komplizierten Regeldetails auseinandersetzen muss. Und langweilig? Keine Spur, denn ich bin stets an den Aktionen meiner Mitspieler interessiert, denn alles spielt sich rund um die gemeinsame Kartenauslage und dem Spielbrett im Zentrum meiner Aufmerksamkeit ab.

Auch wenn das Cover immer noch so aussieht, als sei es einem Erotikfilm der 70er-Jahre entsprungen, auf der spielmechanischen Ebene finde ich Pantheon weiterhin grandios. Selbst 14 Jahre später hat es für mich nichts an seiner spielerischen Qualität verloren. Eben, weil es mehrlagige Spannungsbögen erschafft wie kaum ein anderes Spiel und dadurch jeder Spielzug spannend ist. Einmal, ob wir es vor unseren Mitspielern schaffen, die von uns begehrten Gottheiten zu umwerben. Und zweitens, ob wir all das schaffen, was wir uns in der aktuellen Epoche vorgenommen haben. Weil die kann eher vorbei sein, als uns lieb ist.

Denn das Epochenende bestimmen wir aktiv durch unsere Spielaktivitäten. Eine Art Wettrennen gegen unsere Mitspieler. Noch Karten nachziehen, was ein Tempoverlust darstellt, oder lieber damit zufrieden sein, was mit der aktuell eh schon viel zu großen Kartenhand geht? Werden uns die lieben Mitspieler zuvorkommen oder belauern die uns genauso?

Pantheon wurde leider nicht so gewürdigt, wie es das Spiel meiner Meinung nach verdient hätte. Wenn man an Hans in Glück Spiele denkt, dann nicht an Pantheon. Ich hingegen schon und ich werde weiterhin die Fahne für Pantheon hochhalten. Um meiner Erinnerungen an dieses Ausnahmespiel aufzufrischen, habe ich auch auf der Verlagsseite recherchiert und überraschenderweise nichts gefunden. Wer dort wie ich nach „Pantheon“ sucht, bekommt nur die Rückmeldung „Keine Ergebnisse“. Hat Hans im Glück sein eigenes Spiel vergessen? Wer diverse Suchmaschinen mit „Pantheon Hans im Glück Spiel“ füttert, der bekommt zumindest noch einen Direktlink auf die Anleitung in den Tiefen der Hans im Glück Webseite angezeigt.

Und wer hingegen nach all meiner hier niedergeschriebenen Euphorie Pantheon selbst besitzen und spielen möchte, dem sei gesagt, dass Ihr noch Restposten davon im Spielehandel finden könnt – zwischen 10 und 30 Euro. Dafür lohnt es sich allemal, dieses polarisierende Ausnahmespiel kennenzulernen. Im Zweifel verkauft Ihr es halt wieder und gebt so anderen die Chance, es zu ihrem Lieblingsspiel werden zu lassen.

Zeitzeugen für unzählige Pantheon Spielpartien sind die ganz schön abgegriffenen Karten meines Exemplars. Das war noch zu Zeiten, in denen ich noch nichts von Kartenhüllen wusste und jetzt ist es eh zu spät. Ranzige Kartenränder lassen sich kaum kaschieren. Einzig das Siedler von Catan Kartenspiel war in meiner Spielesammlung extremer abgespielt. So extrem, dass ich mir ein zweites Exemplar gekauft hatte, als ich das Turnierset und die Erweiterungen entdeckte. Aber das ist eine Geschichte für ein andermal, denn ein weiteres Lieblingsspiel von mir.

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