Manche Kartenspiele finde ich besonders schön. Dann kann es schon mal passieren, dass die ihr Dasein nicht weiter in der Spieleschachtel fristen dürfen, sondern von mir ausgeschlachtet werden. Allerdings nicht, um das Spielmaterial zweckentfremdet weiterzunutzen, sondern um als Kunstwerke aufgewertet zu werden. Spielen kann ich dann zwar nicht mehr damit, aber täglich unter Glas an meinen Zimmerwänden betrachten. Das ist bisher genau dreimal passiert.
Wenn Ihr mir nacheifern wollt, dann geht das ganz einfach. Die Karten des Spiels zunächst mal auslegen und schauen, ob und wie die sich für Euch angenehm passend zusammenpuzzeln lassen. Das Format bestimmt Ihr selbst. Entweder ausgehend von einem verfügbaren Bilderrahmen mit Glasabdeckung oder Ihr kauft Euch die passende Rahmengröße anhand Eurer Kartenauslage. Ich bin bisher bei dem Format 50 x 70 geblieben, denn da passen im Bilderrahmen-Querformat 11 Standardkarten pro Reihe in 5 Reihen untereinander. Im Hochformat sind das dann 8 Karten nebeneinander in 7 oder 8 Reihen. Ausmessen und spontan arrangieren, so wie es Euch beliebt. Bei größeren Kartendecks sucht Ihr Euch die besten Motive aus oder verteilt die auf mehrere Bilder.
Wenn es sich anbietet, könnt Ihr ebenso Teile der Spieleschachtel mit ins Bild einbauen. Spieletitel und Schriftzüge oder gar das komplette Cover-Motiv bieten sich perfekt an, um Lücken zu füllen oder den Gesamteindruck aufzulockern. Besorgt Euch zudem ein Hintergrundpapier, sofern nicht direkt beim Bilderrahmen mitgeliefert, denn so könnt Ihr ausreichend Platz zwischen den Karten lassen und denen Raum zur Entfaltung geben. Durch die meist abgerundeten Kartenecken bleibt sowieso stückweise der Hintergrund zu sehen und da möchtet Ihr sicher nicht auf eine faserige Spannplatte schauen. Schwarze Pappe aus dem Bastelgeschäft hat sich dabei für mich bewährt. Raster mit Bleistift anzeichnen und die Karten mit einem Klebestift fixieren – wenig reicht hier völlig aus, da die Glasabdeckung die Karten zusätzlich an Ort und Stelle hält. Glas aufsetzen und befestigen und fertig ist Euer Kunstwerk.
So habe ich es mit Wizard, Arche Opti Mix und Fiese Freunde Fette Feten gemacht …
Wizard : Einfach weil die Spielkarten ein fortlaufendes Panorama ergaben und ich den Grafiker Franz Vohwinkel auf der SPIEL 1996 um ein Autogramm gebeten habe. Ich hatte kein Spiel von ihm zum signieren dabei, also kurzentschlossen Wizard in der damaligen Erstauflage von Amigo gekauft. Er hat sich angenehm Zeit genommen und noch einen kleinen Vogel dazu gezeichnet. Die ausgeschnittene Spieleschachtel mitsamt Autogramm ist später von mir unter Glas verewigt worden, umrahmt von den vier Völkern des Wizard-Universums. Das ist nun fast 30 Jahre her und das Bild hat mich seit dem durchs Leben begleitet und Meerbusch, Hamburg, Puhlheim, Düsseldorf, Hagen, Ennepetal, Witten und nun Wetter gesehen. Immer noch derselbe Rahmen und derweil im Flurbereich zwischen Küche und Arbeitszimmer einen neuen Platz an der Wand gefunden.
Arche Opti Mix : Spielerisch hat mir das strategische Familienspiel von Doris & Frank nur so mittelmäßig gefallen. Allerdings war das noch die Zeit, in der ich fast alle Neuheiten gekauft habe. Einfach, weil es mich spontan angesprochen hat oder durch die Messe-Euphorie in Essen mitgenommen werden musste. Das Besondere an Arche Opti Mix waren allerdings die Spielkarten. Denn Doris Matthäus hat dafür etliche Tiere in ihrem unverwechselbaren Stil gezeichnet. Fleisch- und Pflanzenfresser vereint und unterschieden durch ihre klimatischen Vorlieben mit blauem oder eben gelben Hintergrund. Dazu noch Futterkarten und die ansteigende Flut und fertig war eine Collage aus sehenswerten Zeichnungen. Mit dabei auch solche Berühmtheiten wie Harry von der Fairplay. Das war mir seit 2005 einen Platz in meinen Wohnzimmern wert. Aktuell ziert es die Wand meiner tiefenentspannten Leseecke.
Fiese Freunde Fette Feten : Auch so ein Kandidat, bei dem mir das Artwork weitaus besser als das eigentliche Spiel gefallen hat. Ok, was sich Friedemann Friese in seinem 2F-Spiele Verlag als ironische Lebenssimulation ausgedacht hat, war durchaus spielenswert, hatte aber auch seine spielerischen Ecken und Kanten. Wie ebenso viele Spiele dieser Zeit. Und das war im Herbst 2005. Damals habe ich viele Spiele direkt auf der SPIEL in Essen gekauft und vermutlich auch Fiese Freunde Fette Feten. An weniger als drei Spielpartien erinnere ich mich und danach sind die Karten des Brettspiels an die Wand gewandert. Das Schachtelcover hatte ich mir großformatig professionell ausdrucken lassen und ebenso die Schriftzüge des Spieletitels.
In Summe ergab das dann drei Bilder im Hochformat voller skurriler Situationen, die Lars-Arne „Maura“ Kalusky kongenial im Kartenformat gezeichnet hatte. Später hatte ich mal kurz E-Mail-Kontakt mit ihm, weil er im alten spielbox-Forum meine Bildcollagen gesehen hatte und gut fand. Er wollte mir dann noch eine seiner Originalgrafiken zuschicken, aber daraus ist dann leider doch nichts geworden. Egal, ich erfreue mich auch so täglich an den ganzen fiesen Freunden und ihre fetten Feten, weil die drei Bilder hängen aktuell direkt an der Rückwand bei meinem Ess- und Spieletisch.
Für eine Brettspiel-Kunstgalerie reicht diese kleine Auswahl bei Weitem nicht aus. Als Mitspieler könnt Ihr diese Bildcollagen aber gerne bei mir vor Ort besichtigen.