Am Wochenende noch auf dem SpieleWahnsinn in Herne kennen und lieben gelernt und schon auf der Empfehlungsliste zum Kennerspiel des Jahres gelandet. Eine kleine Überraschung, fristete das asymmetrisch-interaktive Gerangel auf Neuseeland doch bisher eher ein Schattendasein, wurde allerdings unter Kennern als Geheimtipp und Empfehlung gehandelt. Per Audio-Mitschnitt erzählt Euch Miriam von Koalla Spiele den Spielablauf und die Besonderheiten von Kauri.
Alles begann im Jahr 2023 auf der SPIEL in Essen. Dort präsentierte der französische Verlag Débâcle Jeux seine Neuheit Kauri. Dort entdeckt und in Lizenz im März 2025 auf den deutschsprachigen Markt gebracht. Extra dafür wurde der Verlag Koalla Spiele gegründet. Wir haben es hier also mit einem waschechten Lokalisierung-Erstling des neuen Verlages zu tun. Und was für ein Erstlingswerk.
Um es direkt vorwegzunehmen, Kauri iwar für mich mein persönliches Spiele-Highlight des SpieleWahnsinns in Herne. Als einziges Spiel der Veranstaltung habe ich es direkt zweimal gespielt, an zwei verschiedenen Tagen in ebenso anderen Spielrunden. Denn ich wollte gerne mehr von Kauri kennenlernen und da gibt es eine Menge zu entdecken.
Vier Spieler können im Neuseeland-Setting dabei sein. Wir erleben die Ankunft der Engländer, die nicht nur das Land erobern wollen, sondern auch das Possum eingeschleppt haben. Eine invasive Art, die das biologische Gleichgewicht stört und das Überleben der flugunfähigen Kiwi gefährdet. Damit kennen wir schon drei der vier spielbaren Fraktionen von Kauri. Dazu kommen die Maori. Als Ureinwohner von Neuseeland wollen die ihre Kultur sowie Gebiete gegenüber den Engländern verteidigen. Jede Fraktion spielt sich dabei anders und besonders, aber nicht kompliziert und das ist gut. Im Direktvergleich zu Root, kommt Ihr bei Kauri wesentlich einfacher und schneller ins Spiel und könnt erste Erfolge feiern.
Miriam von Koalla Spiele stellt Euch die Besonderheiten der vier Fraktionen vor und erklärt zudem den generellen Spielablauf – festgehalten per Audio-Mitschnitt auf dem SpieleWahnsinn in Herne.
In meiner ersten Viererpartie habe ich die Kontrolle über die Kiwis übernommen. Spielerisch wohl die einfachste Fraktion, bei der Ihr allerdings auch gehörige Nehmerqualitäten zeigen müsst. Denn im Laufe der fünf Spielrunden geht es den Kiwis an den Kragen und das von allen Seiten. Von den Engländern vertrieben, von dem Possum verdrängt und langsam aber stetig schwindet der benötige Lebensraum in Form der Bäume, weil abgeholzt oder angenagt.
Durch gezielte Abwanderung und Vermehrung sowie Naturkatastrophen, da Neuseeland auf der Seite der Kiwis ist, konnte ich das Schlimmste verhindern. Allerdings habe ich und auch meine Mitspieler die Maori völlig unterschätzt wie übersehen und was für mich nach einem guten Endergebnis aussah, wurde vom Maori-Spieler übertroffen.
Deshalb wollte ich in meiner zweiten Viererpartie am nächsten Messetag mal die Engländer spielen. Die machen zunächst Punkte, indem Bäume gerodet werden. Später im Spiel entdeckt er sein Gewissen und jagt das Possum, das sich derweil explosionsartig vermehrt hat. Soweit die grobe Theorie.
Ich hatte den Plan, dass ich über ein großes Straßennetz auf einen Schlag enorm viele Bäume für Siegpunkte abholzen wollte. Nur um dann beschleunigt als Pelzjäger per Treibjagd und Giftfallen das Possum zu bekämpfen und dabei noch mehr Punkte zu machen. Am Ende hatte der Kiwi-Spieler die Nase knapp vorne, weil ich den Straßenbau nur so halbherzig hinbekommen habe und es das Schicksal wohl nicht anders wollte.
Mein vorzeitiges Fazit: Die erste Partie solltet Ihr als reine Kennenlernpartie sehen. Einfach mal losspielen und im Spiel die Möglichkeiten der eigenen Fraktion entdecken und Euch überraschen lassen, was die lieben Mitspieler so alles können. So eine Partie ist ohne Grübler locker in 40 Minuten gespielt, weil Ihr stets die Wahl aus zwei von drei Handkarten habt und so nach und nach Euer Kartendeck mithilfe des kleinen Übersichtheftes kennenlernt.
Und genau an dieser Stelle hat Kauri für mich gezündet und seinen Zauber verbreitet. Denn ich hatte den Ehrgeiz, die anderen Fraktionen ebenso in der aktiven Rolle kennenzulernen, um es aus der anderen Fraktionsperspektive besser oder auch nur anders zu machen. Dazu gesellen sich die atmosphärischen Illustrationen und ein schön interaktiver Spielablauf.
Ein tolles Spiel und deshalb meine uneingeschränkte Empfehlung, sofern Ihr ein asymmetrisches Strategiespiel auf Kenner-Niveau sucht. Nicht ohne Grund auf der Empfehlungsliste zum Kennerspiel des Jahres 2025 gelandet.