Es gibt Brettspiele, die übersehe ich einfach. Schlicht weil es zu viele Neuheiten pro Jahrgang gibt, aber auch weil die mit einem flüchtigen Blick betrachtet scheinbar nichts Neues bieten. Wenn dann auch noch die Aufmachung und grafische Gestaltung eher ambitioniert als gekonnt wirkt, dann winke ich ab und gehe weiter. Deshalb hat mich das Tower-Defense-Spiel Fate auch erst auf den zweiten Blick zum Kauf überredet.
Ich sollte weniger Brettspiel bezogene Videos auf YouTube schauen. Weil dann hätte ich das Kickstarter-Spiel Fate von Fryxgames weiterhin ignoriert. Fryxgames kennen wir Kenner als Terraforming Mars Macher. Derweil ist es als deutschsprachige Lokalisation veröffentlicht worden und das direkt mit der Charakter-Erweiterung und den drei Kickstarter-Promos. Elznir Games zeichnet sich dafür verantwortlich. Im Geist des früheren Heidelberger Spieleverlags sollen internationale Spiele der deutschsprachigen Community zugänglich gemacht werden. Ein preisgünstiges Angebot später ist dann spontan als Bauchentscheidung „Fate: Die Verteidiger von Grimheim“ vom Autor Jonathan Fryxelius in meinen Einkaufskorb gelandet und innerhalb 48 Stunden bei mir angekommen.
Manchmal geht es halt schnell, eventuell zu schnell, denn in der Zwischenzeit habe ich gelesen, dass die deutsche Version doch leider ein paar Schönheitsfehler hat: Auf dem Spielbrett steht bei der Fähigkeitsbeschreibung der Untoten einmal Tote als falsche Bezeichnung. Eine Monsterkarte nennt in der Abbildung eine nicht übersetzte Ortsbezeichnung und zwei Ausrüstungskarten sind missverständlich oder auch falsch im Text. Für letzteres gibt es allerdings kostenfrei einen Korrektur-Aufkleber vom Verlag. Eine aktuelle FAQ stellt zudem Unklarheiten der Anleitung klar. Somit für mich kein wirklicher Beinbruch, das hatte ich schlimmer erwartet, als es sich im Spiel darstellt. Für mich also kein Grund, doch lieber zur Originalausgabe greifen zu wollen. Kaufreue erfolgreich abgewehrt.
Da 35 Bilder oft mehr als Worte sagen, hier meine kleine Auspack-Session des Grundspiels mitsamt der Charakter-Erweiterung, die zwei neue Helden mitbringt …
Fate ist ein mittel komplexes Tower-Defense-Spiel. Wir müssen als kooperative Aufgabe die von drei Seiten eindringenden Monsterhorden davon abhalten, unser Dorf Grimheim zu erstürmen und dort Gebäude und Freyas heiligen Brunnen zu zerstören. Wir starten als normale Dorfbewohner, weil die bewährten Helden Grimheims alle fernab der Heimat die Hochzeit von Freya und Thor zu feiern. Im Laufe der Spielpartie werden wir besser und erfahrener und sollen so in nur zwei Stunden eine erstaunliche Charakter-Entwicklung erleben.
An die grafische Aufmachung muss man und auch ich mich gewöhnen. Der Stil der Illustrationen ist auf eine ganz besondere Art humorig angereichert und sieht eher ambitioniert als gekonnt aus. Naomi Fryxelius und Mateusz „Draegg“ Stanisławski haben gemeinsam den Pinsel geschwungen, für mein ungeschultes Auge sieht das aber alles wie ein B-Movie aus. Nicht wirklich schlecht, sondern anders als gewohnt, weil weniger auf Hochglanz poliert. Schaut es Euch am besten selbst an, um Euch ein eigenes Urteil zu bilden. Schönheit liegt eben auch immer im Auge des Betrachters.
Ob mich Fate auf der spielerischen Ebene überzeugen kann, das werden die kommenden Wochen dann zeigen, wenn ich es das erste Mal aufm Tisch bekomme. Zuerst muss ich mich aber durch die arg textlastige Anleitung wühlen, um verstehen zu können, wie sich Fate in seinen Details überhaupt spielt.