Raumfahrt ist cool. Mal eben mit einer Sonde ab zum Mars und dort auf dem Mond Phobos landen. Da hat man was zu erzählen und erlebt echtes Kopfkino. Im Gegensatz dazu ist das Ausrichten eines Teleskops auf ferne Galaxien eher wissenschaftlich-trocken oder gar öde im direkten Vergleich. Zudem auch eher abstrakt und damit scheinbar wenig lukrativ, so könnte man meinen.

Mitnichten, so mag der versierte SETI-Kenner an dieser Stelle aufzeigen. Mitnichten ist das Scannen unattraktiv. Ok, vom Spielablauf schon, weil dabei wenig wirklich Greifbares passiert. Aber der spielerische Erfolg oder zumindest die Aussicht darauf ist umso größer einzuschätzen. Allerdings kommt diese Einschätzung eher von Kennern, die meinen, SETI in seiner verschachtelten Komplexität durchdrungen zu haben. Mit Erstspielern am Spieltisch habe ich in vielen verschiedenen SETI-Partien erlebt, dass der Start von Sonden dann doch bevorzugt wird. Mir selbst gefällt das Scannen gut. Eben, weil es auf mehreren Ebenen Vorteile einbringt.

Allerdings scanne ich nicht alleine, sondern da sind noch die lieben Mitspieler. Als Vorlagengeber gerne gesehen, aber den Sektor abschließen, das will ich dann bitteschön selbst. Um so auch in eigener Hand zu haben, mich an die Spitze der Mehrheiten-Belohnung zu setzen, während die Mitspieler nur Helferlein und Steigbügelhalter sind. Passiert das allerdings zu oft und einseitig, sind meine Mitspieler vom Scannen müde und abgeschreckt und ich muss ganz alleine sehen, wie ich ausreichend viele Scans auf einen Sektor versammeln kann.

Meine Spielerfahrung zeigt mir, dass es sich lohnt, beim Scannen intensiv einzusteigen. Ohne Erforschung der eigenen Scan-Technologie kann ich nur im Sektor der Erde scannen sowie bin ich davon abhängig, welche Sektorfarben die drei ausliegenden Karten zeigen. Im Gegenwert von einem Credit und zwei Energie bekomme ich zwei Datenpakete und kann eventuell zweimal zwei Punkte einsammeln. Da muss dann aber schon alles passen und zumindest die gemeinsame Kartenauslage ist zufällig. Also auf Glück eine Spielstrategie aufbauen? Kann funktionieren, empfinde ich allerdings nicht als besonders solide und belastbar über die komplette Spielpartie.

Genau deshalb empfehle ich, sofern man auf das Scannen setzen will, direkt mehrfach die Scan-Technologien zu erforschen. Schlicht, um die einzelne Scan-Aktion aufzuwerten. Nur so bekomme ich einen besseren Gegenwert für meinen Einsatz. Weil mit etwas Vorplanung dreifach im selben Sektor zu scannen, das kann schon den Unterschied in der Mehrheitswertung ausmachen. Somit winkt eine wertvolle rote Spur und ebenso bis zu vier Datenpakete für unseren Supercomputer. Das sind schon zwei Drittel des Weges, um die Datenanalyse-Aktion zu starten, die uns eine blaue Spur einbringt.

Das lohnt sich, auch weil wir uns nach erfolgtem Vollausbau der Scan-Technologie voll und ganz auf die Supercomputer-Optimierung bei den Technologien fokussieren können. Da winken eine Menge an Belohnungen, wenn wir das nächste Mal unsere Datenpakete nutzen. So füttert sich unsere Spielmaschinerie fast von selbst.

Realistisch gesehen, sind wir aber weiterhin dafür verantwortlich, ausreichend Nachschub an Handkarten und Bekanntheit zu bekommen. Zwei Ressourcen, die unser voll ausgebautes Scannen verbraucht und deshalb benötigt. Die effektivsten Wege für einen regelmäßigen Nachschub davon ist die Einkommenssteigerung sowie die Computer-Technologien für zwei Bekanntheit und einer Handkarte. So schließt sich dann der Kreis. Wir scannen viel, bekommen viele Datenpakete, bekommen Einkommenssteigerungen, Bekanntheit und Handkarten und können trotzdem zügig die Datenanalyse-Aktion ausführen . Dann starten den Kreislauf erneut. Probiert diesen Strategieansatz gerne mal aus.

Nur so halbherzig scannen und damit gerade mal eben zwei Signale zu platzieren und zwei Datenpakete zu bekommen, bietet sich für mich nur an, wenn ich damit eine Mehrheitenwertung in einem Sektor gewinnen kann, in denen meine Mitspieler schon gemeinsame Vorarbeit geleistet haben. Spätestens dann fühlen die sich aber um den letzten Erfolg ihrer Vorarbeit betrogen. Allzu oft wird Euch dieser Coup deshalb kaum gelingen, sofern Ihr nicht die Unkenntnis von Erstspielern ausnutzen wollt. Wollen wir nicht!

Allerdings kann eine SETI-Partie auch ganz anders laufen. Erst letztens wieder erlebt. In entspannter Viererrunde spielten alle meine Mitspieler auf intensives Scannen. Ich war der Einzige am Tisch, der hingegen zunächst die bewährte Asteroiden-Technologie entwickelt hat, um in Folge so viele Sonden wie eben nur möglich ins All zu schießen.

An der Rangelei um die Sektoren-Mehrheiten der Signale wollte ich mich nicht auch noch einmischen. Scannen war plötzlich absolut beliebt. Von Imageproblem keine Spur. Und genau deshalb mag ich SETI als herausforderndes Eurogame so sehr. Weil jede Partie überraschend anders verläuft. Unsere Partie war sowieso besonders, weil erstmalig habe ich miterlebt, dass uns der Nachziehkartenstapel ausging und der Ablagestapel neu gemischt werden musste. Der Kartenverbrauch war enorm und nicht ganz unschuldig dabei waren die intensiven und gehäuften Scan-Aktionen meiner lieben Mitspieler.

Gerne wieder, ganz unabhängig von dem Spielausgang, den ich diesmal mit über 240 Punkten dominieren konnte. Ok, dann kam noch ein finaler Punkteabzug dazu, aber das ist eine SETI-Story für einen anderen Tag.

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