Die Sonne knallt und sorgt für eine Hitze, welche die Luft förmlich flirren lässt. Noch sehen wir keine Trugbilder am Horizont, aber unsere Denksynapsen fühlen sich jetzt schon unangenehm zerschmolzen an. Ist in dieser Sommerhitze überhaupt an Brettspielen zu denken oder wäre ein kühler Waldsee nicht doch die bessere Wochenend-Alternative gewesen? In einer idealen Welt hätten wir einfach beides miteinander kombiniert.
Nur war gerade dieser Waldsee nicht wirklich greifbar und in freier Natur spielen ist zwar schön, kann für uns Brettspieler aber auch zur klebrigen Angelegenheit werden. Ich sage nur, meidet den Schatten von Bäumen, von denen unbemerkt Honigtau tropft. Dieser Insektenkot sammelt sich über die Spielzeit als unangenehm klebriger Film auf Eurem Spielmaterial samt Spielbrett an. Ein komplettes Marco Polo vorsichtig mit Feuchttüchern nach so einer Spielsession von diesem Zeugs zu befreien, kann arg mühsam sein. Unzählige Blattläuse hatten dort ihre Spuren hinterlassen. Lasst Euch das gesagt sein, als Warnung, denn ich schreibe hier aus eigener Erfahrung.
Und so toll Schatten auch ist, bedenkt bitte ebenso die Reflexion von hellen Häuserfassaden und besonders Fensterflächen. Indirekter Sonnenbrand ist wahrlich kein Mythos, sondern selbst erlebte Wirklichkeit. Ein übel verbrannter Nacken, obwohl ich nie der direkten Sonneneinstrahlung ausgesetzt war, sondern nur einen entspannten Nachmittag damals mit einem Time Stories Abenteuer verbracht habe, kann zu einer echt schmerzhaften Angelegenheit werden. Ich empfehle Sonnenblocker für Kleinkinder, weil das brennt auch nicht, wenn Euch der Schweiß in die Augen tropft und ansonsten die Sicht nehmen würde. Weil mit zugekniffen geröteten Augen ein Brettspiel zu spielen, ne, das klappt nicht so gut.
Bei gemessenen 34 Grad im Schatten haben wir auf Erstpartie-Brecher wie ein Kaban lieber verzichtet. Aus Erfahrung. Civolution war bei der Hitze zwar auch herausfordernd, aber das kann ich inzwischen im Halbschlaf mitspielen, wenn auch nicht gewinnen. Kaban war damals allerdings eine versuchte Erstpartie mitsamt arg mühsamer Regelerklärung auf meinem nach Süden ausgerichteten Balkon. Trotz oder gerade wegen der Markise über uns brannte die Luft förmlich und machte unsere Spielerhirne matschig. Das war eine Partie unter Extrembedingungen. Zudem unschön, wenn die vielen kleinen Marker am Schweiß des Unterarms kleben bleiben und zwischen den Bohlenbrettern verloren gehen. Versucht da mal, vom Schwerkraftverlag Ersatz anzufragen. Viel Spaß bei der Argumentation.
Letztendlich sind wir zum Abschluss wieder bei Bomb Busters gelandet. Wir hatten da noch eine Rechnung mit Mission 21 offen. Stammleser von brettspieltag.de werden sich erinnern. Diesmal lag der Fokus aber darauf, zwei Mitspieler dieses Ausnahmespiel erstmalig sowie weiter näherzubringen, was in vier Partien und einer Vierer-Gewinnserie bis zur Abschlussprüfung und darüber hinaus auch bestens gelang. Direkt zwei neue Bomb Buster Fans gefunden.
Halbwegs windgeschützt gespielt, damit das Spielmaterial nicht weggeblasen wird. Denn ich war an genau diesem Ort einmal Zeuge davon, wie ein kleinteiliges Eurogame der erinnerten Kategorie Burgen von Burgund von einer Windböe erfasst wurde und Spielerauslagen samt Spielbrett vom Tisch geweht hat. Material-Purzelbaum inklusive. Sah durchaus beeindruckend wie erschreckend aus. Da konnte später nach mühsamer Materialsuche auch nichts mehr rekonstruiert werden. Spätestens seitdem bevorzuge ich im Zweifelsfall lieber windgeschützte Innenräume oder bewusst schweres Spielmaterial für meine Brettspiel-Außeneinsätze. Manchmal gehe ich das Risiko trotzdem ein, wenn eine abendliche kühle Brise ganz angenehm kommt.
Schön war es trotzdem, nicht wegen der Sonne und der Hitze, sondern aufgrund der entspannten Spielrunden in Kreise lieber Mitspieler. Wobei so lieb waren die dann doch nicht, denn im Spiel schenken wir uns ganz bewusst nichts und das ist auch gut so. Soweit meine verschwitzen Erinnerungen an einen wirklich extrem sonnig schönen Tag im Juni.