Es gibt in meinem Brettspielerleben ganz wenige Ausnahmespiele, die fest in meiner Erinnerung verankert sind. Echte Meilensteine, weil die erstmals etwas boten, was ich vorab so noch nie erlebt hatte. Siedler war toll, aber die Zwei-Personen-Variante war für mich schlicht besser. Ein persönlicher Rückblick und eine Hommage zugleich.
Es muss 1996 gewesen sein, also im letzten Jahrtausend und damit schon arg angestaubte Brettspielvergangenheit. Zu Zeiten, in denen das kommerzielle Internet noch erinnert in den Kinderschuhen steckte und kaum als universelles Informationsmedium taugte. Über Brettspielneuheiten hatte ich mich damals in den für mich verfügbaren Zeitschriften informiert und das waren vor allem die spielbox und Fairplay.
Die Siedler von Catan hatten seit einem Jahr die Brettspiellandschaft nachhaltig verändert und das moderne Brettspiel populärer denn je gemacht. Blöderweise funktionierte das erst ab drei Spieler wirklich, sodass es eher weniger bei mir auf dem Spieltisch kam. Weil ich spielte zu dieser Zeit noch vorwiegend regelmäßig in Zweierrunden.
Und dann wurde die Zwei-Personen-Variante von Die Siedler von Catan angekündigt: Die Siedler von Catan – Das Kartenspiel vom inzwischen verstorbenen Erfolgsautor Klaus Tauber und mit den fantastischen Grafiken von Franz Vohwinkel. Das musste einfach gut sein. Erstmalig gab es das Spiel aus dem Kosmos-Verlag auf der Spielemesse in Essen. Meine Vorfreude war grenzenlos. Allerdings war ich dort nicht der Einzige, der davon gehört hatte und so war es an dem Tag meines Messebesuches schon längst ausverkauft. Aber Nachschub sei unterwegs und wurde morgen erwartet.
Also am nächsten Tag erneut zur SPIEL nach Essen gefahren und fast hätte ich es dort erneut verpasst. Eben, weil ich als zu der Zeit als begeisterter D&D und DSA-Spieler am frühen Messe-Morgen in einer verabredeten Rollenspielpartie festhing. In einer Spielpause habe ich dann doch noch eines der letzten Exemplare bekommen. Keine Selbstverständlichkeit, denn damals gab es noch den einen Renner der Messe und das war damals im Jahr 1996 klar die Kartenspielversion der Siedler von Catan.
Das Siedler von Catan Kartenspiel bot alles, was mich damals angesprochen hat. Ein direktes und durchaus konfrontatives 2er-Duell. Dazu recht gradlinige Regeln, die den Fokus auf den eigentlichen Spielablauf setzen und sich nicht in Details verloren. Durch die Würfel kam zudem die nötige Portion Glück ins Spiel und durch die ungerade Anzahl von Siedlungen im Kartenstapel war das Rennen auf die dritte Siedlung ein begehrtes Zwischenziel auf dem Weg von 12 Siegpunkten in seinem Fürstentum. Jede Partie war spannend und anders und deshalb folgte auf eine Niederlage stets eine Revanche. Oftmals ganze Nachmittage gespielt.
Für mich immer noch das beste Spiel der Kosmos 2er-Serie. Unerreicht bis heute. Allerdings spiele ich heute nicht mehr so exzessiv in 2er-Runden, eher kaum noch und eher selten, da sich meist eine größere Spielrunde ergibt. Damals habe ich es allerdings so oft gespielt, dass ich es mir nochmal kaufen musste, als ich das Turnier-Set mit seinen Erweiterungen für mich entdeckt hatte. Denn die Karten waren so abgespielt und verranzt, dass die zu eindeutig erkennbar waren. Kartenhüllen kannte ich damals nur von diesen merkwürdigen Magic-Spielern mit ihren Sammelmappen. Mir suspekte Typen und mit Sammelkarten hatte ich mit meiner Panini-Vergangenheit aus den 80ern längst abgeschlossen.
Mit dem Turnier-Set habe ich nur einen Nachmittag gespielt und dann gemerkt, dass ich Deckbau als spielerische Beschäftigung vor der eigentlichen Partie mal so gar nicht mag. Zudem konnte und mochte ich mir auch nicht merken, was da alles an meinen Karten im Spiel war. Was bitteschön soll dieses verflixt unnötige Memory-Element? Ok, es gab da noch ein erweitertes Grundspiel ohne Deckbau, aber das verwässerte das geniale Spielprinzip nur. So wurde das Turnier-Set ein frühes Schrankspiel, das lange Zeit nicht mehr das Licht eines Brettspieltisches sah und das ich später dann auch verkauft habe.
Das Siedler von Catan Kartenspiel wurde im Jahr 1997 nicht Spiel des Jahres, sondern landete nur auf der Nominierungsliste. Ganz unbeeindruckt von dem damaligen sowas von offensichtlichen Fehlurteil der Jury habe ich es noch Jahre später gespielt. Immer und immer wieder. Zumindest so lange, bis ich dann irgendwann so um 2004 den Spielreiz von größeren Spieletreffs für mich entdeckte und damit ganz neue Toren meiner Brettspielleidenschaft aufstoßen konnte. Aber das ist eine Story für einen anderen Brettspieltag.
Ich habe es geliebt. Und tatsächlich gefiel mir gerade das eigene Deckbuilding. Sooo viele Karten müsste man sich da doch gar nicht merken, will man sowieso nur so wenige mit dazunehmen durfte. Ich erinnere mich, dass ich immer Probleme beim aussortieren hatte 🤔 Deshalb spiele ich es inzwischen allerdings nicht mehr: wir müssten jetzt für meinen Mann ein eigenes Set kaufen. Und für mich eigentlich auch, weil es meine Erweiterungen von damals (insbesondere mein Lieblings-Set „Zauberer &Drachen“) so gar nicht mehr gibt. Hm, vielleicht kommt es ja trotzdem (ohne Turnier-Modus) doch nochmal auf den Tisch… 🤔