Es gibt Spiele, die in ihrer Erstpartie so gar nicht zünden wollen. Ungünstige Rahmenbedingungen, falscher Ort, unpassende Erwartungen, lustlose Mitspieler? Alles möglich und besonders in Kombination tödlich für den ersten Eindruck. Fast so hatte ich das einfache Wortspiel mit Tiefe von Piatnik kennengelernt und mich geirrt.
Nicht falsch verstehen, meiner Erstpartie von Networds in entspannter Dreierrunde war durchaus ok und hatte ebenso ein paar interessante Diskussionen ausgelöst, die durch den Spielablauf gewollt waren und für mich auch erst das Spielgeschehen aus dem Mittelmaß der Wort-Assoziationsspiele herausheben konnte. Weil von diesen kreativen Wortspielen, die uns gemeinsam frei fabulieren lassen, um die Gedankengänge eines Mitspielers zu enträtseln, davon gibt es derweil arg viele Vertreter des Genres. Braucht es da noch ein Networds, das zudem von der Piatnik-Aufmachung und seinem Material sich nur so halb gelungen präsentiert und arg bieder aussieht?
Nach meiner Erstpartie habe ich Networds allerdings noch in zwei weiteren Spielrunden ausprobiert. Und das war gut so. Andere Zeiten und andere Orte und auch andere Mitspieler und eventuell auch eine andere Stimmung am Spieltisch. Tja und dort hat Networds wesentlich besser und über die komplette Partie gezündet. Fast schon legendär unsere erlebte 3er-Folge von falsch aussortierten Begriffen direkt im ersten Versuch, bei der man eigentlich das Abwegigste ausschließt. Wir hatten reihum jeder einmal den Mitspieler-Begriff als völlig unpassend kategorisiert und dreimal in Folge 0 Punkte eingefahren. Da war dann auch klar, dass wir in den verbliebenden zwei von fünf Runden keine neue Höchstwertung mehr erreichen konnten. Es ging nur noch um die Ehre, ob wir als Spielrunde doch noch so halbwegs gleich ticken konnten.
Ebenso gut meine dritte Partie, die durch viele schöne Diskussionen rund um die ausliegenden Begriffe glänzte. Wie technisch ist ein Himmelbett wirklich? Wie stolz ist ein B-Promi? Und wie unfair kann Frieden sein? Um nur drei konkrete Beispiele zu nennen. Auch hier bewies Networds seine spielerischen Qualitäten. Das Spiel selbst hat dazu allerdings nur die Grundlage geliefert. Am Ende kommt es schlicht darauf an, was die Spieler als kooperative Runde daraus machen will und kann in der jeweiligen Situation. Weil die kann auch ein nur mittelmäßiges Spielkonzept in die Höhe tragen oder ebenso abstürzen lassen.
Deshalb mein Tipp: Gebt jeder Neuheit mehr als nur eine einzige Chance. Ansonsten könntet Ihr so mache gute Spielerfahrung vorschnell verpassen. Denn ist ein Spiel erstmal als „nur so ok“ gebrandmarkt, ist es auch genauso schnell verbrannt und wird in den seltensten Fällen erneut auf den Tisch kommen. Zumal es ja so viele Alternativen gibt, die vermeintlich besser sind. Networds wird auch weiterhin als einfach erklärtes und schnell gespieltes kooperatives Wort-Assoziationsspiel seine kommende Spielrunden finden.

