Der Lane-Battler von 1 More Time Games kann auf eine bewegte Geschichte zurückblicken. Im Jahr 2021 für das Kennerspiel des Jahres nominiert und später dann von Asmodee verramscht. Die Erweiterung ist zudem völlig am Markt untergegangen. Für alle Freunde von konfrontativen Kartenspielen mit taktischem Tiefgang trotzdem einen Blick wert.

Wir kennen weder Zeit noch Ort. Allerdings hat ein gewaltiger Riss unsere Welt auseinandergerissen und die Elemente lebendig werden lassen. Das ausströmende Riftforce ist daran schuld und ebenso als mächtige Kraft das Ziel unserer Begier. So vereinen wir vier der zehn Gilden auf unserer Seite und nutzen die Fähigkeiten derer Elementarwesen, um unseren direkten Gegenspieler zu bezwingen und zu höheren Sphären der Macht und zum Spielsieg aufzusteigen.

Soweit die Rahmenhandlung von Riftforce, das sich Autor Carlo Bortolini ausgedacht und von Illustrator Miguel Coimbra atmosphärisch in Szene gesetzt wurde. Genügend Platz auf den Elementarkarten hatte er dafür, denn die zeigen nur das Element, das dazu passende Symbol und einen Zahlenwert. Angenehm reduziert, denn so brauchen wir keine individuellen Kartenfähigkeiten abzulesen. Stattdessen beschreibt die jeweilige Beschwörerkarte in kurzer Textform, was alle Karten eines Elementtyps so anrichten können. Für eine Partie müssen wir uns also nur mit insgesamt acht Karteneffekten auseinandersetzen und die liegen am Spielfeldrand aus.

Ebenso zugänglich ist der gradlinige Spielablauf. So können wir entweder neue Elementkarten ausspielen, oder schon ausliegende Elemente aktivieren, oder alternativ für kontrollierte Orte Riftforce-Punkte einsammeln und zeitgleich auf sieben Handkarten nachziehen. So spielen wir abwechselnd, bis jemand von uns zwölf Riftforce-Punkte hat. Neben kontrollierte Orte geht das auch über bezwungene Gegner-Elemente. Ortskontrolle können wir allerdings erst einfordern, wenn es keine gegnerischen Elemente an diesem Ort gibt und wir selbst dort mindestens ein Element vertreten haben. Angriff ist also die nötige Vorbereitung dazu, wobei manche Elemente auch Gegnerkarten pazifistisch umverteilen können. Konfrontativ bleibt das Spielgeschehen trotzdem und das muss man mögen, um Riftforce gut finden zu können.

Klingt doch alles ganz einsteigerfreundlich. So könnte man meinen, ist aber nicht so. Denn jede der zehn Gilden hat seine ganz eigene Fähigkeit. Erst in Kombination von vier zueinander passenden Gilden entsteht eine schlagkräftige Ausgangssituation. Da wir zu Spielbeginn unsere Gilden abwechselnd wählen, können wir gezielt auf die Auswahl unseres direkten Gegners reagieren und ihm ebenso den Zugriff auf bestimmte Elemente-Kombinationen verwehren. Nur davon hatten wir in unserer Erstpartie so gar keine Ahnung. Also eher zufällig anhand der Kartenillustrationen unsere Wahl getroffen und einfach mal schauen, was sich im Spiel damit ergeben wird. Die erste Partie ist deshalb ein reiner Blindflug, auch um den Spielmechanismus in der Praxis kennenzulernen. Erst in späteren Partien könnte ich zielgerichteter auswählen und spielen.

Tja und da liegt die Herausforderung von Riftforce, welche die Zielgruppe direkt einschränkt. Wenn Ihr in ständig wechselnden 2er-Runden spielt, dann taugt Riftforce für Euch wenig. Denn Ihr selbst lernt von Partie zu Partie die zehn Elemente immer besser kennen, während Eure Gegenüber schlicht chancenlos sind. Deshalb kann ich Riftforce nur in einer festen Spielrunde empfehlen, die gemeinsam daran im Erfahrungsschatz wachsen möchte. Erst dann kann der Lane-Battler sein volles taktisches Potential voll ausspielen. Allerdings dauert eine Partie auch nur seine 30 Minuten, sodass direkte Revanchen durchaus im überschaubaren zeitlichen Rahmen bleiben.

Für den auf 10 Euro reduzierten Preis könnt Ihr eines der vielen Restexemplare von Riftforce erwerben. Im Zuge der Nominierung zum Kennerspiel des Jahres 2021 hatte der Nachdruck eine weitaus höhere Auflage als der Markt in Folge nachgefragt hat, sodass Asmodee das Spiel schließlich ab Herbst 2023 palettenweise für die Hälfte des ursprünglichen Verkaufspreises verramscht hat. Wer also Riftforce ausprobieren möchte, sollte nicht zu lange zögern. Ein erneuter Nachdruck der deutschsprachigen ist so gut wie ausgeschlossen.

Bildet Euch bis dahin einfach selbst eine Meinung, ob Riftforce für Euch taugt. Rein spielerisch macht es nichts falsch, Ihr solltet allerdings den Glücksfaktor beim Nachziehen Eurer Kartenhand nicht unterschätzen. Riftforce spielt sich somit eher situativ, taktisch und teils überraschend, denn Ihr könnt nur das machen, was Euch Eurer Karten erlauben. So hatte ich mächtige Kristallwesen ausgespielt, die ordentlich Schaden austeilen konnten. Im Gegenzug wurden die mir allerdings per Pflanzenwesen auf eine einzige Ortskarte umsortiert und waren damit nutzlos geworden. Das sind dann Erfahrungswerte, von denen meine kommenden Partien profitieren werden.

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