Der Tod ist nicht das Ende, sondern bietet uns eine willkommene Chance, es verstärkt nochmal neu zu versuchen. Zumindest, wenn es um das kooperative Deck-Building-Spiel von Frosted Games geht. Nochmal und bitte nochmal – das spricht für sich, beschreibt perfekt die Sogwirkung und ist mir eine fette Empfehlung wert.
Meine Erstpartie Dead Cells in der lokalisierten Version von Frosted Games habe ich auf der Spiel DOCH! 2025 in Dortmund erlebt. Eine geführte Spielpartie, die vorzeitig in der toxischen Kanalisation endete. Dieser überschaubar kurze Durchgang, der mit dem Tod eines unserer Charaktere endete, reichte vollkommen aus, um mich ausreichend für das Rouge-Lite-Brettspiel zu begeistern. Fünf Monate später konnte ich Dead Cells deutschsprachig und mit, im Vergleich zum Original, überarbeiteter Anleitung endlich im Fachhandel kaufen und schließlich in entspannter Dreierrunde auf den Tisch bringen.
Drei Spieler sehe ich als ideale Anzahl, weil wir pro Kampf so jeweils eine Karte ausspielen und somit ein Drittel dazu beitragen, unsere Gegner zu besiegen. BoardGameGeek gibt mir da recht, denn über 74 % aller Spieler dort sehen es genauso. Ein eindeutiges Abstimmungsergebnis. Da unsere Kartendecks wie auch Charaktereigenschaften unterschiedlich sind, können wir uns so ideal ergänzen. Alles reine Übungssache und anfangs klappten unsere Absprachen und das nötige blinde Verständnis nicht so recht, weil wir in unserer Kommunikation bewusst begrenzt sind. Denn Dead Cells soll flott gespielt werden und nicht zum ausufernden Optimierungsfest werden, denn die Videospielvorlage spielt sich als Jump’n’Run in Echtzeit ab. Die gibt es hier zwar nicht und Herumhüpfen bleibt uns auch erspart, aber zur alles abwägenden Analyse soll das Spiel trotzdem nicht werden.
Das führte dann dazu, dass ein Durchgang eben nicht abendfüllend wurde, und die Sogwirkung von Dead Cells sorgte dafür, dass wir direkt drei Durchgänge hintereinander gespielt haben. Schließlich konnten wir uns sogar zum ersten Bossgegner durchkämpfen. Eine denkbare knappe epische Schlacht gegen den Portier, der uns nicht kampflos durchlassen wollte. So knapp, dass ich es für durchaus wahrscheinlich halte, es das nächste Mal zu schaffen. Ich bin deshalb zuversichtlich, weil wir zwischen den Durchgängen, die mit dem Tod eines Teammitglieds oder dem erfolgreichen Bosskampf enden, unsere gesammelten Zellen-Pappmarker zu unserem Vorteil investieren. Dabei können permanente Mutationen, dauerhaft neue Fähigkeiten, bessere Startausrüstung und vieles mehr herausspringen, von denen wir noch gar nicht wissen, dass es die überhaupt gibt. Vorsortierte und verdeckte Kartendecks machen es möglich.
Zudem sammeln wir selbst auch an Spielerfahrung, um besser und effektiver im Kampf und im Umgang mit Schriftrollen und Gegenständen zu werden. Mit der Zeit lernen wir ebenso, die Gegner eines Bioms, was hier thematisch eine Gegend vergleichbar mit einem Videospiel-Level darstellt, immer besser einzuschätzen in deren Gefahrenpotentiale und Besonderheiten. Da wir uns durch sieben verschiedene Biome spielen, die alle ihre eigenen Gegner und Herausforderungen auf dem Weg zum Ausgang sowie eigene Konstrukte bieten, ist für ausreichende Abwechslung gesorgt.
Irgendwann werden wir den finalen Boss gelegt haben. Bis dahin könnten so rund 30 Durchgänge vergehen, so meinen diverse Dead Cells Reviews. Die können wir in unterschiedlichen Spielrunden und auch mit verschiedener Mitspielerzahlen erleben. Niemand braucht sich für die komplette Kampagne verpflichten, denn neue oder wiederkehrende Spieler lassen sich schnell auf den neuesten Stand bringen. Das Mutations-Spielbrett hält dabei für uns alle diesen Fortschritt übersichtlich fest. Einfach aufklappen und schon wissen wir auf einen Blick, was wir für neue Möglichkeiten haben. Dann noch die neuen Karten durchschauen und auf die Mitspielerdecks verteilen und schon kann es erneut mit einem Dead Cells Durchgang los- oder weitergehen.
Die Faszination von Dead Cells sehe ich in dem unkomplizierten Spielablauf. Schnell erklärt und das sogar schrittweise während der Erstpartie von neuen Mitspielern möglich. Da wir kooperativ spielen, können wir uns so bestens unterstützen. Ein wenig Eigeninitiative wäre trotzdem gut, denn jeder Spieler hat seine doppelseitige Spielhilfe. Auf der einen Seite die Erklärung der individuellen Fähigkeiten und auf der Rückseite alle Symbole, die im Spiel vorkommen. Einfach lesen und wortgetreu befolgen und schon lösen sich viele offene Fragen geklärt in Luft auf. Nach dem Charakter-Tod, der zwangsläufig irgendwann kommen wird, wollen wir die anschließend gekauften Verbesserungen direkt in einem neuen Durchgang ausprobieren. Genau das ist diese Bitte-Nochmal-Sogwirkung. Sucht wäre mir hingegen ein zu großes und negativ besetztes Wort. Ich bezeichne das lieber als Motivation und hohen Wiederspielwert.
Dieser Wiederspielwert gilt für Erstspieler oder Ab-und-Zu-Mitspieler genauso wie für diejenigen, die alle Durchgänge miterlebt haben. Denn durch die Verbesserungen und die Neugier, welche Verbesserungen auf uns warten, gestaltet sich jeder Spielpartie anders. Auf unser allererstes gespieltes Biom-Spielbrett waren wir anfangs noch arg ratlos und mussten etliche Symbole nachschlagen und uns gegenseitig versichern, wie der Spielablauf regelkonform läuft. Im zweiten und besonders im dritten Durchlauf war dieser Spielabschnitt in rund 10 Minuten erledigt. Eben weil es in unserer Runde rund und entspannt lief, ohne uns jemals durch das Spiel zu hetzen. Genau deshalb ist es bei uns nicht bei nur einem einzigen Durchlauf geblieben.
Das werden gewiss nicht die letzten Durchläufe gewesen sein. Ich möchte gerne wissen, wie es weitergeht und ob wir den ersten Bossgegner bald dann besiegen können – in welcher Runde wir uns auch immer zu Dead Cells versammeln werden. Deshalb meine Empfehlung für alle, die flott kooperativ gespielte Deckbuilding-Spiele, mit fortschreitender Entwicklung über die einzelnen Durchgänge hinaus, zu schätzen wissen. Ganz weit weg von einem 0815-Eurogame, was mir außerordentlich gut gefällt.
Erkunde. Stirb. Mutiere. Und nochmal: Nach meinem Spielbericht hier und bevor ich den veröffentlichen konnte, folgte direkt schon der nächste Spieleabend mit Dead Cells. Diesmal in Vollbesetzung und damit Viererrunde, bei dem in den Kämpfen immer abwechselnd einer von uns pausieren musste, weil eben maximal drei Mitspieler dort teilnehmen dürfen. Das konnten wir taktisch gut einsetzen und so eine schwache Kartenhand lieber an die Seitenlinie treten lassen. Der Pausierer hat dann die Chance, einen Charakterwert aufzuleveln und unpassende Karten abzuwerfen. Hat gut funktioniert, auch weil die einzelnen Kämpfe sowieso nie lange bei uns gedauert haben. Hetzen lassen sollte man sich aber trotzdem nicht, aber das liegt dann eher an den Spielern selbst und deshalb kreide ich das nicht dem Spiel an.
Nach zwei Durchläufen konnten wir den ersten Bossgegner recht leicht besiegen und nun geht es, durch Zellen gestärkt, in neue Biom-Abschnitte des Spiels. Zudem sind zusätzliche Spielelemente dazugekommen. Aber das alles solltet Ihr selbst erleben und das ist auch der Grund, warum es keine verräterischen Beweisbilder dazu gibt. So, jetzt aber online hiermit, ansonsten muss ich noch vom kommenden Spieltag berichten, bei dem Dead Cells erneut fest eingeplant ist. Der Sogfaktor ist eben enorm und nach fünf Durchläufen ist meine Motivation weiterhin ungebrochen.











