Der Verlag, der Euch schon Gloomhaven, Scythe und Flügelschlag als lokalisierte Version auf den Spieletisch gebracht hat, macht Euch ein zeitlich begrenztes Angebot, dem so mancher nicht widerstehen kann. Über 1889 sind schon eingegangen und ich war einer davon. Die Vorbestellfrist läuft allerdings arg bald ab, sodass ich Euch hier die Vor- wie Nachteile des deutschsprachigen Open-World-Sandkastens ein letztes Mal beleuchte. Danach ist auch für mich alles gesagt, was es noch zu sagen gibt. Die Entscheidung liegt aber weiterhin bei Euch und da solltet Ihr Euch durch niemanden belabern lassen, auch wenn ich beste Argumente habe.

Direkt hinein ins Thema und vergleichen wir mal Vantage bei Stonemaier Games mit der Feuerland Special Edition: Das sind und waren 159 Euro inklusive Versand für die englischsprachige Version mit allen Deluxe-Komponenten gegenüber 120 Euro plus 7 Euro Versand für dieselben Deluxe-Komponenten, da sprachunabhängig, aber eben die lokalisierte Version von Feuerland Spiele in einer angekündigt größeren Schachtel, sodass Ihr ohne Schachtelanhub (nennt man das so?) auch alles aus Eurer Vorbestellung dort unterbekommen könnt. Klingt doch gut, oder nicht?

Pfiffige Pfennigfuchser könnten nun weiter argumentieren, dass es bei Stonemaier Games den Champion-Status für 15 Euro im Jahr gibt, der Euch eine bevorzugte und damit frühere Belieferung sowie 20 % auf Eure Bestellsummen gewährt. Fix durchgerechnet bedeutet das für die 159 Euro für „einmal alles von Vantage + Deluxe“ minus den 20 % von 159 Euro, plus die 15 Euro Champion-Jahresgebühr, eine Gesamtsumme von 142,20 Euro. Immer noch teurer als das Vorbestellerangebot bei Feuerland Spiele, was nur zeigt, wie gut deren Angebot ist. Allerdings müsst Ihr bei Feuerland Spiele in den nächsten zwei Wochen den vollen Kaufpreis vorstrecken, während Ihr Eure Vorbestellung erst im Sommer 2026 erhalten werdet. Wer da lieber 127 Euro als 3,5 % Tagesgeld für neun Monate anlegt, kann rund 3,33 Euro damit erwirtschaften. Dafür bekommt Ihr nicht einmal einen Döner auf die Hand.

Genug der Zahlen, weil das ist alles eine arg emotionslose Milchmädchen-Rechnung für mich. Brettspiele sind für mich aber mehr. Weitaus mehr. Denn Ihr solltet Euch meiner Einschätzung nach fragen, ob Ihr den Open-World-Sandkasten in Eurer vertrauten Muttersprache spielen und dabei nicht über manch Euch unbekannte Begriffe stolpern wollt. Mit meinem recht guten, weil durch Routine erprobten, Business-Englisch kam ich in der Vantage-Originalversion nicht wirklich weiter. Hätte ich hingegen das Silmarillion von Tolkien ebenfalls im Original gelesen, hätte ich mir wohl etliche Verben dieser Art angeeignet.

Klar bin ich auch so mit Google Lens und Online-Wörterbuch durchgekommen, weil ich mir unverständliche Vokabeln habe übersetzen lassen. Nur ging dabei auch immer ein wenig Atmosphäre verloren, weil ich zurück in die Wirklichkeit und aus der Vantage-Abenteuerwelt gerissen wurde. Das nervte, nur gab es eben keine Alternative dazu. Nun habt Ihr allerdings die Chance, Vantage in deutscher Sprache erleben zu können, auch wenn es noch bis zum Sommer 2026 dauern wird und deshalb ein wenig Geduld gefragt ist.

Bis zum 29. Oktober läuft die Vorbestellaktion noch und alle Fragen, die Ihr dazu haben könntet, werden Euch in der Vorbestell-FAQ sicher beantwortet. Obwohl zwei Antworten bleiben bisher offen: Wird es die Vantage-App auch für die lokalisierte Version geben? Auf meine Nachfrage am Messestand der SPIEL 2025 in Essen wusste man es nicht, gab aber zu bedenken, dass Feuerland Spiele kein App-Entwickler sei und das nicht anstrebe. Die Vantage App ist auch kein eigenes Produkt von Stonemaier Games, sondern gehört der Firma Rulepop, die dafür eine Produkt-Partnerschaft eingegangen sind. Feuerland Spiele müsste wohl ebenfalls eine solche Partnerschaft eingehen, wobei ich die Konditionen dazu nicht kenne und auch nicht weiß, ob und wie stark Stonemaier Games eine deutschsprachige App-Version unterstützen würde.

Wir bewegen uns hier also ganz tief im Land der Spekulationen. Geht deshalb einfach mal wie ich davon aus, dass es keine Vantage App auf Deutsch geben wird und wenn doch, dann sieht das als heftigen Bonus an. Zumindest könnt Ihr mit dieser Denke nicht enttäuscht werden. Deshalb Klartext: Wenn Ihr unbedingt und zwingend mit App-Unterstützungen spielen wollt, dann kann ich Euch mit gutem Gewissen nicht zur Vorbestellung raten. Wartet dann lieber bis zur Retailversion, die im Herbst 2026 in den Handel kommen soll. Bezahlt dann höchstwahrscheinlich entsprechend mehr für ein Komplett-Deluxe-Paket, aber wisst bis dahin hoffentlich weit mehr, wie es um die lokalisierte App-Version steht.

Und ja, mit der App waren meine Spielsessions schöner, besonders im Solomodus, weil ich mich da in keinster Weise selbst mit kurzem wie automatischem Blick auf die umliegenden Textpassagen spoilern konnte. Ebenso hatte ich stets die aktuellsten Texte in nachkorrigierter Version vor mir und das Geblättere in den Heften war auch nicht mehr notwendig. Aber wirklich notwendig ist die App dann doch nicht und Jamey Stegmaier selbst empfiehlt das Vantage-Erlebnis weiterhin als reines Brettspiel. Ist ja auch ein Brettspielautor, was also sonst?

Die zweite Frage, die Ihr Euch stellen solltet und die nur Ihr für Euch selbst beantworten könnt, ob Ihr überhaupt die Deluxe-Komponenten für Euer Vantage-Spielerlebnis braucht. Bei einer angekündigten UVP von 100 Euro für Vantage auf Deutsch, könnt Ihr von einem geschätzten Marktpreis von rund 89 bis 95 Euro ausgehen. Das sind im Vergleich gesehen dann 32 bis 38 Euro preiswerter als zum Vorbesteller-Deluxe-Paket. Eben, weil bei Eurem Fachhändler in dieser Preisregion oftmals die Versandkosten schon längst eingepreist sind. Manche nennen das dann „versandkostenfrei“ und freuen sich. Nur habt Ihr dann weder die Münzen aus Metall, noch die Marker aus Holz statt Pappe und auf die sechs verschiedenen Charaktertableaus müsstet Ihr dann ebenso verzichten.

Rein von der spielerischen Seite betrachtet, reicht das Grundspiel von Vantage völlig aus, um damit Spielspaß zu haben. Die Münzen kamen in meinen Partien eher seltener zum Einsatz und ob die dann aus Metall oder Pappe waren, empfand ich als unbedeutend. Ebenso die Marker. Die werdet Ihr zwar wesentlich häufiger in die Hand nehmen, aber selbst in der Pappversion sind die von guter Qualität – nur eben nicht so haptisch schön wie bedrucktes Holz.

Die Charaktertableaus wirkten auf mich im Erstkontakt der englischen Version hingegen wie ein Gimmick. Da lag ich allerdings falsch, denn das Double-Layer-Papierstaster sorgt für Ordnung auf dem Spieltisch und ebenso könnt Ihr mal eben Eure bis zu neun Karten mit Ausrüstung und mehr in einem Rutsch verschieben, ohne dass Euer Inventar durcheinandergerät. Ob Ihr allerdings wirklich alle sechs davon braucht, ist die Frage, ob Ihr jemals in Vollbesetzung spielen werdet. Da diese Tableaus allerdings farbcodiert passend zum Charakter gestaltet sind und zudem die Charakterkarte (liegt zusätzlich dem Spiel bei, um ohne Tableau spielen zu können) im Zentrum zeigen, wäre ein geteilter Kauf mit guten Freunden am Ende eher geteiltes Leid, da Ihr damit Fehlfarb-Kompromisse eingehen müsstet.

Kurz und an dieser Stelle final gesagt: Ich empfehle Euch Vantage in der Feuerland Special Edition für 127 Euro, sofern Euch solche Spiele ansprechen. Vantage polarisiert und ist auch nicht für jeden Spielertyp geeignet. Davon habe ich Euch schon in vergangenen Vantage-Artikeln hier auf Brettspieltag.de erzählt. Wer meine Argumente bisher verpasst hat, blättert online einfach zurück. Klar, Vantage hat einen stolzen Preis, den man zu keinen Zeiten kleinreden sollte. Aber es ist eben auch ein Luxusprodukt mit entsprechendem Gegenwert und einer für mich weiterhin vorhandenen Langzeitmotivation. Wem das zu viel Geld ist, was ich absolut verstehen und nachvollziehen kann, weil auch bei mir saß das Spielebudget nicht immer so locker wie im fortgeschrittenen Alter einer weiterhin jung gebliebenen Spiele-Seele, der spielt einfach im Freundes- oder Bekanntenkreis mit. Denn Vantage macht in entspannter Runde auch zu mehreren Spaß und umso mehr, wenn Ihr nicht durch Sprachbarrieren ausgebremst werdet.

Ich persönlich habe mein Exemplar derweil vorbestellt und zahle da den vollen Preis als Privatperson ohne Presse-Vergünstigungen. Einfach, weil ich Vantage mag und den Mut von Feuerland Spiele zur Lokalisation belohnen möchte. Und ich lieber Spiele auf den Tisch bringe, die ich auch vom Wortumfang verstehe. Ich bin da ein wenig bequem geworden und möchte ungern Kompromisse mit Wörterbuch & Co eingehen. Im Sommer 2026 werde ich dann meine englische Deluxe-Version verkaufen. Ihr könnt Euch gerne dafür vormerken lassen, eine persönliche Widmung gebe ich Euch auf Anfrage gerne dazu und ein Augenzwinkern ebenso.

2 Gedanken zu „Vantage Feuerland Special Edition: Der allerletzte Vorbestelltag“
  1. Aktuell am sehr frühen Morgen des 30. Oktobers ist die Vorbestellseite noch online. Das könnte sich aber jeden Moment ändern, sofern der Vorbestellzeitraum nicht doch noch verlängert wird. Habe ich erst letztens bei Galactic Cruise gesehen. Darauf spekulieren würde ich allerdings nicht, sofern Ihr die Feuerland Special Edition zum reduzierten Preis haben wollt. Habe selbst so manche Vorbestellung verbummelt (hallo Dead Cells!), weil ich die immer wieder verschoben und dann vergessen habe.

    Derweil wurden bereits 1972 Vorbestellungen gemacht. Für ein solches Nischenspiel nicht schlecht. Manch andere Neuheit wird in der Erstauflage nur 500fach gedruckt. Allerdings hat sich Jamey Stegmaier für die englischsprachige Vantage-Version direkt an eine 50.000er-Auflage getraut. Spricht für sich.

  2. Derweil ist die Vorbestellungsaktion vorbei. Wer noch heute am Morgen vorbestellen konnte, hat davon profitiert, dass der Vorbestellungsdialog noch nicht deaktiviert war. Nach Rückfrage beim Verlag werden nun noch die ausstehenden Zahlungen bearbeitet, aber keine neuen Vorbestellungen mehr entgegengenommen.
    Info von https://www.xolopo.de/vantage/ (das ist die offizielle Vorbestell-Infoseite von Feuerland Spiele):
    „Das Spiel wird in seiner regulären Ausgabe in Q3/2026 in den Handel kommen.“
    Dann freue ich mich mal bis dahin auf den Sommer 2026 und meine Vorbestellung. 🙂

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