Spiele aus Frankreich überzeugen meist durch ihre Optik. Rein spielmechanisch hat die SPIEL 23 Neuheit der Autoren Johannes Goupy und Gilles Lasfargues vom Verlag La Boîte de Jeu ebenso einiges zu bieten. Inzwischen ist das Kickstarter-Spiel auch im Handel angekommen, aber derweil in der Neuheitenflut fast schon wieder vergessen.

Der Mond ist längst erreicht und nur ein Sprungbrett für weitere Missionen. Nun heisst es für uns, eine eigene Mondbasis aufzubauen und in ferne Welten aufzubrechen. Schliesslich wollen wir die Menschheit retten, denn das selbstverschuldete Ende der Erde ist längst besiegelt. Titan, Europa und der Mars warten auf uns, um der Menschheit ein neues Zuhause zu geben.

Was atmosphärisch klingt und auf dem Spielbrett ebenso gut aussieht, ist im spielerischen Kern eher verschachtelt abstrakt gehalten. Auf einem 4×3 Raster setzen wir unsere imposanten Plastik-Mondrover ein, die wir mit passenden Astronauten bestücken, um Ressourcen zu bekommen und Spezialfähigkeiten zu aktivieren. Zusätzlich schalten wir Geländeeffekte frei, so dass nicht nur der Einsetzort des Rovers wichtig wird, sondern auch welche Astronaten wir zur Verfügung haben und ob das alles so zusammenpasst, um uns im Wettlauf um die drei Mondmissionen nach vorne zu bringen.

Alternativ bauen wir zwischen den Rovern unsere Gebäude, die uns ebenfalls Geländeeffekte einbringen und je nach Grösse und Art auch Achievements freischalten. Darüber hinaus müssen wir uns um Essen und Energie kümmern, an den drei Kolonieschiffen für Titan, Europa und dem Mars bauen, uns um Forschung bemühen und unser Astronauten-Team zu verbessern – neu rekrutieren oder spezialisieren. Jeder Spieler hat zudem noch eine individuelle Fraktion mit besonderen Eigenschaften, die ebenso besondere Spielweisen erfordert und neue Herausforderungen bietet.

Das klingt viel und komplex, aber der eigene Spielzug war in unserer Messe-Probepartie schnell gespielt, so dass sich ein flottes Spieltempo ergab bei vier Spielern und damit der Maximalbesetzung am Demotisch. Eine kleine Einstiegshürde ist die Symbolik, denn das Spiel verzichtet komplett auf sprachspezifische Komponenten. Texte gibt es nicht, alles muss über die Icons ab- und hergeleitet werden. In Unterstützung von Benjamin Carayon, Mitgründer von La Boîte de Jeu und hier für das grafische Design und Layout zuständig, haben wir uns so durch die ersten Spielrunden getastet und mein Ersteindruck war wirklich gut.

Der Kickstarter war zur SPIEL 23 leider längst gelaufen, so dass ich auf die Veröffentlichung der Retail-Version in 2024 warten musste. Ein Kauf vor Ort auf der Messe war damals nicht möglich. Derweil ist das Spiel im Handel mit englischsprachiger Anleitung angekommen – in der Standard- und Deluxe-Version, wobei Letztere drei alternative Missionen und drei weitere Fraktionen sowie einen Startspielermarker aus Holz enthält. Seitdem habe ich es allerdings auf keinem Spieletreff gesehen und das Spiel war auch kein Thema mehr. Eines der vielen SPIEL 23 Neuheiten, die schlicht in der Masse untergangen sind. Eigentlich schade und zur SPIEL 24 für mich einen erneuten Blick wert, sofern es La Boîte de Jeu vor Ort anbietet.