Die Autoren Charlie Mackin, Harry Mackin und Drew Tenenbaum haben sich ein ganz besonders Spiel über passiv-aggressives Zusammenleben ausgedacht. Als SPIEL Essen 23 Neuheit bei Skellig Games in deutschsprachiger Version veröffentlicht, hat es mich in genau dieser Stimmung nach unserer Anspiel-Session zurückgelassen.

Wir wollen unser gemeinsames Haus dekorieren und zwar so, dass wir als Spieler am Tisch alle zufrieden sind. Dazu haben wir in unserem gespielten Einführungsszenario „Drei sind einer zuviel“ jeder drei Vorlieben-Handkarten, die wir zunächst vor unseren Mitspielern geheim halten. Ein paar Wandfarben sowie Bilder, Kuriositäten und Lampen aus drei Zeitepochen schmücken zu Spielbeginn schon unserer 4-Zimmer-Behausung.


Jetzt gilt es reihum, den Rest der Wohnung so zu gestalten, dass nicht nur meine Vorlieben erfüllt sind, sondern auch die mener drei Mitspielerinnen. Das Problem ist nur, dass wir nicht miteinander reden können oder wollen. So schnappe ich mir als Startspieler einen neuen Gegenstand aus einer der vier Epochen und stelle den in ein Zimmer. Passt, so denke ich. Meine MItspielerinnen dürfen nur kurz und knapp mit „Love it“, „Hate it“ oder “Fine with it” antworten – da wir eine sprachlich gemischte Runde sind, einigen wir uns auf Englisch. Mehr Informationen bekomme ich zunächst nicht und muss dann mit ansehen, wie in Folge das Haus so gar nicht nach meinen Vorlieben umdekoriert wird.

Ich „hate it“ ganz viel davon. Zum Glück rettet mich der Spielmechanismus, dass ich nach ein paar Zügen eine meiner Vorlieben-Karten einer Mitspielerin geben darf. Eine, die mich so gar nicht versteht. Somit kann ich auf zukünftiges Verständnis für meine Wohnträume hoffen. Ebenso bekomme ich eine solche Vorlieben-Karte zugesteckt und erkenne ebenso, wo die gemeinsamen Probleme liegen.

Das geht nun mehrmals so weiter und ich habe in unserer Viererrunde ganz viele Informationen, die ich mir merken sollte. Das überfordert mich – besonders unter den Messebedingungen in Form von laut, eng und stickig. Entspannt ist anders, besonders wenn sich ein Spiel als kooperative Denkaufgabe entpuppt und Kommunikation so extrem einschränkt. Wir haben es, so glaube ich, nicht geschafft, weil die begrenzte Zugzahl erreicht war.

Ich persönlich hatte mir von Décorum etwas anderes erhofft. Das Thema klang interessant neu, die Ausführung durch die Spielmechanismen empfand ich hingegen als altbacken und umständlich. Ein Spiel, das mich passiv-aggressiv macht, ist nichts für mich. Dabei hätte ich nur den Schachtel-Slogan wörtlich nehmen sollen und wäre vorgewarnt gewesen. Entspannt ist eben ganz anders. Aber eventuell ist es ja genau etwas für Euch – bevorzugt in kleineren Runden, weil dann braucht sich der Einzelne auch nicht so viel merken.