Wie lange dürfen Brettspielpartien dauern?

Meine erste mitgespielte Partie Hegemony hat über vier Stunden gedauert. Und davor stand noch die Erklärung des Spielablaufs und die Eigenheiten der vier Fraktionen. Ein zeitlicher Brocken, der sich aber überhaupt nicht lang angefühlt hat

Erfahrungen aus anderen Spielrunden sprechen von drei Stunden inklusive Erklärung. Das finde ich sportlich. Bei vier Fraktionen und gerechneten 10 Minuten pro Fraktion für die (erfahrene) Erklärung, bleiben da nur 2 Stunden 20 Minuten reine Spielzeit – also 140 Minuten. Pro Runde dann 28 Minuten, in denen 5×4 = 20 Züge abgehandelt werden wollen plus Produktionsphase, Wahlphase, Rundenende und Vorbereitung der nächsten Runde. Also rund 1 Minute pro Spielerzug inklusive der Ausführung. Ok, kann man machen, für mich wäre das aber nix.

Was in unserer Partie zu einer längeren Spielzeit geführt hat, ohne dass es langatmig war:

  • Regeldetails klären, die in der Spielerklärung übersehen oder im Spiel vergessen wurden
  • Laut überlegen, warum man was macht und welche Auswirkungen das hat, damit alle auch die Abläufe der anderen Fraktionen in der Erstpartie verstehen konnten
  • Table-Talk um Entscheidungen und Forderungen an die anderen Fraktionen und Klärung von gemeinsamen Abstimmtendenzen
  • Spielzug-Ende war manchesmal unklar, „bist Du fertig?“, weil es keine feste „letzte Handlung“ in einem Spielzug gibt
  • Spielhilfe zu Rate ziehen, um abzuchecken, ob und was man sonst noch machen kann und alles eingehalten hat
  • Einzelzüge zurücknehmen, wenn sich bei der Ausführung zeigte, dass die komplett sinnlos, weil falsch verstanden in den Auswirkungen waren
  • Snack und Toilettenpausen
  • Einfach ohne Zeitdruck entspannt gespielt

Nicht alles immer und nie alles gleichzeitig davon. Rein spielmechanisch kann man die meisten seiner Züge sicher in 30 Sekunden ausführen – Hauptaktion, Freie Aktion und fertig. Wir hatten auch Spielphasen, wo es rasend schnell ging. Dann aber auch stockende Momente, weil sich kurzfristig was geändert hatte und man in seinem Zug daraus reagieren musste und Bedenkzeit brauchte. Oder eben Table-Talk eingesetzt hat – aus seiner Fraktion heraus.

Bei Erstpartien rechne ich inzwischen immer mindestens die doppelte Zeit wie die Schachtel angibt. Auch weil ich (sofern ich erkläre) meine Erklärung in solchen Erstpartien erstmal feinschleifen muss, um selbst zu wissen, welche Elemente in welcher Deutlichkeit wichtig sind. Eine fokussierte Erklärung (die nicht zwingend dem Schema der Anleitung folgen muss) kann die folgende Spielzeit enorm reduzieren, so meine Erfahrung.