Wer Patchwork mag, der wird Amulett lieben. Teilen sich beide Spiele doch den selben Grundmechanismus. Die SPIEL Essen 23 Neuheit von Alena und Vladimir Sokolov, beim Verlag Grimspire veröffentlicht, bietet allerdings wesentlich mehr. Und genau da fangen meine Fragen an.

Wir sind Abenteurer. Fünf davon stehen uns zur Auswahl. Auf der SPIEL war ich eine mächtige Magierin und meine Mitspielerin ein Kämpfer. Ob kräftig oder magisch begabt, die Charaktere blieben mir zu generisch und unfassbar. Eventuell lag das auch an der zu kurzen Anspiel-Session unter Messebedingungen. So oder so, ich hätte mir mehr Story und Hintergrund und Charaktertiefe gewünscht. Denn ob Axt oder Zauberspruch, die eine Waffe nutzt ab und der Spruch muss wieder aufgeladen werden. Sieht unterschiedlich aus, im spielerischen Kern ist das aber gleich.


So streifen wir gemeinsam durch die Lande in Form eines großformatigen Spielbrettes mit verschiedenen Örtlichkeiten. Jeder kämpft für sich, allerdings gibt es auch gemeinsame Herausforderungen zu erledigen, die einen Helden alleine überfordern würden. Wir kaufen neue Tränke, rüsten neue Waffen aus, erlernen neue Zaubersprüche, reparieren und regenieren und kämpfen gegen Monster. Das alles, um in unserem Heldendasein aufzusteigen und neue Fähigkeiten freizuschalten und schließlich das Böse zu besiegen und dabei der erfolgreichste Held zu sein.

Alles schon mal irgendwo gesehen und gespielt. Das Besondere an Amulett ist allerdings das Kampfsystem und das ist von Patchwork & Co inspiriert. Genau hier kommen die vorab angesprochenen Uwe Rosenberg Fans voll auf ihre Kosten. Denn um Monster zu besiegen, nutzen wir unser Waffen oder Zaubersprüche in Form von Puzzleteilen. Damit decken wir die gefährlichen Felder einer Monsterkarte ab, die uns Schaden verursachen würden und lassen Geld- und Edelsteinfelder offen. Wissende nennen diesen Spielmechanismus „Grid Coverage“. Mich hat der vom Spielgefühl an Tetris oder auch entfernt an den Kampf bei Schlafende Götter erinnert.

So spielenswert ich den Kampfmechanismus erlebt habe, so wenig an- und aufregend fand ich den Rest des Spiels. Denn alles schien nur Mittel zum Zweck, um den nächsten Kampf zu bestehen. Für mich hätten die Autoren das Spiel noch mehr auf den Puzzle-Kampf reduzieren und alles andere weglassen können.

Somit wirkte Amulett ein wenig unrund und mit einigen Ecken und Kanten eines typischen Autorenspiels in das arg viel (und teilweise zu viel) Herzblut geflossen ist. Wer so etwas mag und die ausgetretenen Pfade von Würfel- und Kartenkämpfe hinter sich lassen will, der findet hier ein durchaus gutes Spiel, das zumindest den Kampf mal ganz anders macht. Richtet sich, in meiner Einschätzung, durch seinen mechanischen Puzzle-Kern aber eher an Eurogamer statt Amitrash-Liebhaber.