Auf der SPIEL Essen 23 habe ich eine Form der Neuheiten-Präsentation erlebt, die mehrere Messe-Herausforderungen der Verlage auf einen Schlag lösen kann – mir allerdings so gar nicht gefallen hat.

Die Herausforderung ist klar definiert: Die SPIEL hatte dieses Jahr über 1700 Neuheiten gelistet. Über den Zeitraum von vier Messetage wollten 193.000 Besucher diese Neuheiten sehen, um entscheiden zu können, was davon in die Einkaufstaschen wandern soll. Der Platz ist begrenzt, Standfläche teuer, Spieletische deshalb rar und Spieleerklärer schaffen immer nur einen Tisch zeitgleich, der dann für rund 45 Minuten blockiert ist, um einer arg geringen Besucheranzahl eine Messeneuheit näherzubringen.

Da die Neuheiten durchaus die Tendenz haben, immer komplexer zu werden, dauert so eine Erklärung entsprechend lang und dann wollen noch ein paar Anspielrunden absolviert werden, um die Spielmechaniken zum Leben zu erwecken und selbst zu erleben. Lohnt sich das überhaupt? Und wollen alle Interessierten eine Neuheit unter Messebedingungen wirklich selbst anspielen?

Für die Verlage lohnt sich das wohl nur, um Multiplikatoren anzusprechen und für ihre Neuheiten zu begeistern, die dann anschliessend ihre Begeisterung in die weite Spielewelt hinaustragen und für noch mehr Begeisterung bis zum Hype sorgen.


Aus dieser Überlegung verwundert es mich dann auch nicht, dass ich dieses Jahr auf der SPIEL viele Präsentationstische gesehen habe. Viel mehr als sonst. Dort wurde eine Neuheit nur kurz angerissen, der wechselnden und stehenden Besuchermasse erklärt und das am laufenden Band. Mal kommen einige Interessierte dazu, mal gehen manche wieder weg.

Eine Art gescriptete Endlosschleife, die mich am Stand von Saashi & Saashi eher an einen Uni-Vortrag oder Frontal-Unterricht erinnert hat, bei dem der Ablauf vorab klar definiert wurde: Ein Stand-Mitarbeiter erklärt. Alle anderen hören zu. Ein durchgehender Monolog. Bitte keine Zwischenfragen zu Details. Die können bei Bedarf an den Spieltischen geklärt werden.

Mir hat das nicht gefallen. Und das lag absolut nicht an dem kompetenten und ebenso engagierten Erklärer bei Saashi & Saashi. Ich mag es einfach nicht, nur passiv den Worten zu lauschen und zu wissen, dass ich das alles nicht selbst erleben kann. Oder nur, wenn ich die Neuheit kaufe oder mich an den Anspiel-Tischen anstelle und entsprechende Wartezeit in Kauf nehme. Dann warte ich lieber gleich auf einen freien Spieltisch.

Dieser routiniert gescriptete und auswendig gelernte Ablauf ist auch nicht so meines. Weil einiges interessiert mich nicht so, anderes hätte ich gerne genauer gewusst. Da hat mich der Präsentationstisch mit dem aufgebauten Weimar bei Spielworxx schon mehr angesprochen. Eben weil der Erklärer ganz konkret und gezielt auf Besucherfragen eingegangen ist und die dann anhand des Spielmaterials zeitgleich demonstrierend beantwortet hat. So entstand eine Fachsimplerei auf Augenhöhe, die mich nicht in die passive Rolle des Zuhörers gedrängt hat. Weimar habe ich dann gekauft. Die Neuheiten bei Saashi & Saashi nicht.

Was können denn nun Come Sail Away! und Newsboys? Ganz ehrlich, meine Erinnerung an die Präsentations-Vorträge zu den beiden Spielen ist längst verblasst. Da ist wirklich nichts bei mir hängengeblieben, außer dass ich die mal wieder „ganz gut, aber nicht herausragend“ fand. So muss ich Euch bitten, Euch an anderer Stelle zu informieren. Und die ganzen Verlage da draußen bitte ich, diese Vorträge als Neuheitenpräsentation ganz schnell wieder als gescheitertes Experiment einzumotten.